In der Region Stuttgart wird das Breitbandnetz erst von 2017 an ausgebaut. Die Folge: lahmendes Internet. StZ-Kolumnist Erik Raidt schreibt über Mails, die per Brieftaube zugestellt werden.

Stuttgart - Die Unternehmen in der Region schlagen Alarm: In den Gewerbegebieten ist das Internet oft zu langsam und zu teuer. Lahmendes Internet gilt als eine der schlimmsten volkswirtschaftlichen Krankheiten. Es verhindert rasenden Fortschritt und zerstört Unternehmenskulturen, die über Jahrzehnte hinweg liebevoll gepflegt wurden. Mitarbeiter, die den Speiseplan der Kantine nicht bereits um 7.30 Uhr einsehen können, hängen vor der Mittagspause in einem Motivationsdelta fest. Chefs können ihre Untergebenen nicht mehr im Fünf-Minuten-Takt mit Mails traktieren, die mit den Worten „Haben Sie endlich . . .?“ beginnen.

 

In Stuttgart besteht das Problem darin, dass niemand genau weiß, wer eigentlich für schnelles Internet zuständig sein soll. Die Stadt und die Region haben für sich beschlossen, wie und wo sie das Breitbandnetz ausbauen wollen, aber das Land will erst später entscheiden, wo das Fördergeld hinfließt. Infolgedessen gibt es bis Anfang 2017 in der Region Stuttgart zwar weiter Breitbandnudeln, aber bis dahin noch keinen Breitbandausbau.

Ein Mindestmaß an Privatleben bei der Arbeit

Was das konkret für unsere Arbeitswelt bedeutet, ist noch unklar. Denkbar ist, die Zahl der privaten Mails, die täglich über den dienstlichen Server laufen, auf unter 50 zu rationieren. Dagegen könnten jedoch die Gewerkschaften Sturm laufen. Ein Mindestmaß an Privatleben muss schließlich auch während der Arbeit möglich sein. Dazu zählen tägliche Debatten auf der Beziehungsebene, beispielsweise über den abendlichen Supermarkteinkauf oder die Wochenendplanung. Alternativ könnten Mails künftig vor dem Versenden ausgedruckt werden und anschließend dem Empfänger per Brieftaube, Fahrradkurier oder Postkutsche zugestellt werden.

Mit dem Auto wird das künftig nicht mehr möglich sein: Die Fahrzeuge werden dauernd von ihren Herstellern zurückgerufen, weil die Manager bei den Abgaswerten getrickst haben. Tatsächlich sind die Automanager aber weniger Täter, sondern Opfer der Breitbandkrise. Wenn das Internet schnell genug gewesen wäre, hätte niemand betrügen müssen. Technische Quantensprünge blieben am Boden, weil zuvor in den Forschungs- und Entwicklungsabteilungen hochqualifizierte Forscher und Entwickler Netzwerkstörungen erlitten.

Bitte gebt uns sofort mehr Breitband! Sonst zieht in Stuttgart der Gründergeist aus, er sieht sich schon anderweitig um.

Digitale Grüße, Erik Raidt