Aus Angst vor dem Wähler lockert die Politik an Weihnachten den Lockdown. Das hat einen hohen Preis, warnt unsere Kolumnistin Sibylle Krause-Burger.

Stuttgart - Halleluja. Noch zweimal schlafen, dann ist es so weit. Weihnachten bricht aus. Alles fast wie gehabt, im engsten Familienkreis, unter altvertrauten Gesichtern und Gestalten, mit Küssen und Umarmungen, mit Gesang und Spiel. Nach so viel Ferne und Abstand in den vergangenen Monaten, sind dies die Stunden der Nähe. Was soll schon dabei sein, unter uns Pfarrerstöchtern, am altvertrauten Tisch, in der eingeübten Runde, wo jeder mit seinem Besteck im gemeinsamen Fonduetopf stochern darf! Wir sind schließlich verwandt oder verschwägert. Papa zündet die Kerzen am Baum an, der Junior, Seit an Seit, geht ihm zur Hand. Oma bebt vor Glück, weil ihr das Enkelkind auf den Schoß hopst. Der Schwiegersohn pustet Opa Zigarrenrauch ins Gesicht. In der Küche, wo sich alle nützlich machen wollen, herrscht Gedränge. Heini hustet, Jule schnupft. Die Luft ist schwanger von sehr viel Liebe und noch mehr altem Groll. Das wirbelt sich hierhin und dorthin. Wölkchen von Aerosolen wandern von Stube zu Stube. Es freuet sich der Viren Schar.