Das Autokino entwickelt sich weiter und bietet auf dem Wasen nun 99 Open-Air-Plätze ohne Auto an. Wie kreativ Corona macht, führt derweil Magier Topas beim Geburtstag der Froggy Night vor. Eine Kolumne über Feierfreude auf neue Art.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Die einen bringen Kissen mit, damit’s im Auto bequemer wird, die anderen fahren heran mit gekühltem Schampus und stilvollen Kelchen. Man sieht leuchtende Lampions und Lichterketten am Autodach, überdimensionale Hände aus Pappe, die aus den Fenstern zum Klatschen gestreckt werden, oder Plakate, auf denen steht: „Tim Bendzko, ich will ein Auto von dir!“

 

Autokonzerte waren bisher unbekannt. Die Älteren kannten das Autokino vom Fummeln früher. Beim Kulturwasen hat das rollende Publikum rasch gelernt, wie man das Beste aus einem aus der Not geborenen Format macht. Seit Ende Mai, jubeln die Veranstalter, waren 9000 Autos mit über 20.000 Gästen bei acht Konzerten und 32 Kinovorstellungen da. Die Stimmung ist besser, als viele erwartet haben. Ein wahres Volksfest der neuen Art ist entstanden.

Kleine Schrebergärten für den Wasen!

Je weiter das Land die Corona-Verordnungen lockert, desto mehr wird erlaubt am Neckar. Von Mittwoch an braucht man man kein Auto, um das Autofestival zu besuchen. Dann stehen je vier Liegen in einer Box vor der Bühne bereit – nicht nur für VIPs. Die Karten für den neuen Bereich zwischen Bühne und dem Autopublikum (es gibt einen Extraeingang von der unteren Wasenseite) kosten so viel wie für ein Pkw mit vier Personen.

Veranstaltungen mit bis zu 99 Menschen sind nun mit Abstand erlaubt. Alle Liegenbucher erhalten ein kleines Empfangsgerät sowie Kopfhörer. Sehr schön sind die Boxen aus Europaletten mit Pflanzentöpfchen wie kleine Loungeinseln eingerichtet. Kleine Schrebergärten für den Wasen!

Nena als krönender Abschluss am Flughafen

Die einen hocken unterm Sternenhimmel, die anderen werden im Auto bei Regen nicht nass. Sollte das Land weitere Lockerungen beschließen, also auch Veranstaltungen mit 499 Gästen „können wir den autofreien Bereich vor der Bühne erweitern“, sagt Veranstalter Matthias Mettmann von Chimperator. „Die Künstler sind happy, wenn sie in Gesichter sehen“, weiß Christian Doll von C2 Concerts. Dann werde vermehrt mit Händen geklatscht und nicht mit Hupen, was verboten ist. Beim Livesommer am Flughafen, der am 11. Juli mit Nena endet, wird es keine 99 Liegen geben – dafür fehlt der Platz.

So sehr sich die Festivalmacher freuen über den Zuspruch, so sehr sorgt sie, dass Großveranstaltungen verboten bleiben. Am Montagabend wird Stuttgart rot leuchten. Die Aktion „Night of Light“ ist ein Protest der Veranstaltungswirtschaft, die fürchtet, dass viele bald pleite sind. Auch der Kulturwasen wird in rotes Licht getaucht. Weil weiterhin keine finanziell lohnende Konzerte in der Liederhalle oder Schleyerhalle möglich sind, wird das neue Format am Wasen über Ende August hinaus verlängert.

„Viral Spezial“ von Thomas Fröschle ist ein Knüller

Das Renitenztheater startet am 8. Juli mit Corona-Abstand neu. Schon jetzt hat der magische Comedian Thomas Fröschle alias Topas (am 1. August ist er auf dem Kulturwasen) auf dieser Bühne mit vielen Promis und wenigen Zuschauern eine Meisterleistung an Witz ins Netz gestellt. Die Show ist ein Knüller! Zum zehnten Geburtstag seiner Froggy-Night zeichnete er mit Gästen wie Walter Sittler, Eure Mütter und Helge Thun ein irre gutes „Viral Spezial“ für YouTube auf. Es gratulieren digital Günther Oettinger, Gregor Gysi, Denis Scheck, Dodokay, Sascha Grammel und viele andere.

Unbedingt anschauen! Das Corona-Virus ist fies und hinterhältig – sorgt aber für immer neue Kreativitätsschübe. Wer aus harter Zeit das Positive herausholt, steckt andere mit guter Laune an. Danke, Topas!