War früher mehr Konfetti? Laut Stuttgarter Konfetti-Laden keineswegs! Die Online-Geschäfte gehen dort besser als vor einem Jahr – trotz des Verbots für den Narrenumzug. Unser Kolumnist freut sich: Es wird eifrig geschnipselt im Land!

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Aus der fünftgrößten Stadt des Ortenaukreises im Badischen hat uns eine für Stuttgart nicht unerhebliche Nachricht erreicht: „2700 Hästräger feiern auch ohne Konfetti stimmungsvoll.“

 

Mit dieser Schlagzeile berichtet „Baden online“ über den jüngsten Faschingsumzug im zwölf Kilometer von Offenburg entfernten Oberkirch. Mit Rücksicht aufs neue Pflaster der Fußgängerzone mussten dort die Konfettikanonen von 75 Gruppen anno 2018 erstmals kaltbleiben. Nicht allen gefiel das Anti-Schnipsel-Dekret. Einige Hexen reihten sich mit Transparent in den närrischen Lindwurm ein. Aufschrift: „Nein zum Konfettiverbot.“

Vorm Betreten des Schlossplatzes bitte Schlappen überziehen!

Oberkirch hat dem Vernehmen nach selbst ohne Papierschnipsel überlebt. Womöglich lag in der badischen Narrenhochburg das Stimmungsniveau früher bereits deutlich höher als in unseren Breiten, weshalb es nicht so schlimm ist, wenn man dort einen Frohsinnsgarant streicht.

Doch jetzt kommt Stuttgart.

Die neue Umzugsroute verläuft hier am Dienstag erstmals über den Schlossplatz. Dieser Ort gehört dem Land, nicht der Stadt. Wegen der aufwendigen und teuren Reinigung hat das Land Konfettiwürfe untersagt. Die Narren werden sich an die Anweisung halten und sich – tätätä, tätätä, tätätä – vorm Betreten des Schlossplatzes Hausschlappen überziehen.

Veranstalter Thomas Klingenberg, der Möbelwagen-Präsident, nimmt’s hin. „Wir wollten nicht für eine Haushaltskrise des Landes verantwortlich sein“, sagte er, weshalb man sich fügen werde. Damit wird Stuttgart obendrein zum Witzelieferanten. Die Narrenwelt der Republik lacht sich schlapp: In der Kehrwochen-Metropole bleibt sogar die Fastnacht sauber.

Warum Konfetti in Wodka gelegt wird

Früher war mehr Lametta, wissen wir von Loriot. War früher auch mehr Konfetti? Von wegen! Der im Online-Handel starke Stuttgarter Konfetti-Laden meldet von der aktuellen Narrensaison eine „deutliche Umsatzsteigerung“ im Vergleich zum Vorjahr. „Am besten gehen unsere Hand-Konfetti-Kanonen, die mit buntem Slowfalling-Seidenpapier gefüllt sind“, berichtet Geschäftsführer Christof Gohl. Diese Sorte bleibe beim Fallen „zehnmal“ länger in der Luft.

Es wird also noch eifrig geschnipselt im Land! Die Auswahl ist riesengroß. Es gibt Konfetti in fast allen Farben, als Schmetterlinge, Tauben oder Herzchen etwa. Konfetti aus Papier, Konfetti aus Metall. Schwerentflammbare Konfetti und bunte Konfetti, die kaum abfärben aufs weiße Hochzeitskleid. „Den Farbtest machen wir, indem wir Konfetti in Wodka legen“, verrät Gohl. Die billigsten Sorten kosten bei ihm 2,95 Euro fürs 20-Gramm-Tütchen. Doch besser geht die hochpreisige Ware, die meist in China hergestellt wird. Man kann sich Wurfkonfetti in seinen Vereinsfarben fertigen lassen, wovon Narren vor allem in Mainz und im Rheinland Gebrauch machen. Aber auch an Bayern München hat der Degerlocher Konfetti-Laden palettenweise Papierschnipsel in Rot und Weiß geliefert.

Funktioniert Fasching ohne Schmotz?

Stuttgart ist keine Karnevalshochburg, aber – wer hätte das gedacht? – führend in Sachen Konfetti. Zu Gohls Kunden zählen neben Karnevals- und Fußballvereinen auch Theaterhäuser. Das vom Land verhängte Verbot fürs Neue Schloss versteht der Experte nicht. „Man hätte Luftschlangen verwenden können, die bleiben nicht in den Ritzen stecken“, sagt er. Außerdem kämen doch nach jedem Fasnetsumzug Reinigungswagen, um etwa Bonbons zusammenzukehren.

Funktioniert Fasching ohne Schmotz? Wem einmal der Locher vom Schreibtisch geflogen und der Inhalt rausgefallen ist, kennt die Sauerei. Ach, was machen wir nur? Schnipseln kann so schön sein!