Palazzo vs. „Anastasia“, Presseball vs. Friedrichsbau – das Vergnügen ballt sich. Am 15. und 16. November locken Top-Ereignisse gleichzeitig. In Sachen Roter Teppich ist Stuttgart Spitze, nur bei der Terminabsprache nicht so sehr.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Hochgeklappte Gehwege, Rote Teppiche, die keiner braucht, großes Gähnen daheim nach Feierabend, wo man zum Lachen in den Keller geht – auswärts mag man uns Stuttgartern mit all diesem Spott überziehen. Wir, die wir sehr gern in dieser Stadt mit ihren Hügeln und dem Kessel leben, also mit allen Höhe- und Tiefpunkten, haben uns daran gewöhnt, dass man uns falsch einschätzt. Und wir genießen es, als deutsche Kulturmetropole Nummer eins gar, zu der wir Jahr für Jahr ernannt werden, verkannt zu werden.

 

Erst im Sommer hätten wir uns zerreißen müssen. Von Helene Fischer bis zu den Toten Hosen, von den Fantas bis zu Kraftwerk mit Astro-Alex – zwischen Fußball-WM und Ferienstart hatten die Großen des Showbusiness nur ein Ziel: Stuttgart.

Man könnte also sagen, geballtes Vergnügen ist gängige Praxis in einer Stadt, die niemals schläft. Wer es hier schafft, schafft es überall. Halt, nein, mit New York, New York sollten wir uns nicht vergleichen, auch wenn am 15. und 16. November die heimischen und r’eigschmeckten Promifotografen nicht wissen, wo sie sich auf die Lauer legen sollten.

Eine Menge Feinstaub wird aufgewirbelt

Im Stage-Palladium-Theater in Möhringen feiert am Donnerstag, 15. November, das Broadway-Musical „Anastasia“ Deutschland-Premiere. Europastart war erst kürzlich in Madrid. Am selben Abend, ebenfalls am 15. November, bittet SpitzenkochHarald Wohlfahrt auf dem Cannstatter Wasen zu Entenkeule oder Buchweizennudeln als vegetarische Alternative bei der Premiere der 15. Palazzo-Spielzeit in Stuttgart. Bernd Zerbin, der Sprecher des Dinnerspektakels, bedauert die Terminkollision. Eine Verlegung sei nicht mehr möglich gewesen, da das künstlerische Team mit nunmehr sieben Palazzo-Standorten (neu: Amsterdam) Abend für Abend ausgelastet sei.

Am selben Abend, ebenfalls am 15. November, wird Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer beim Dekra-Dialog in der Dekra-Zentrale in Stuttgart über „Verkehrspolitische Herausforderungen der aktuellen Legislaturperiode“ sprechen. Ein Menge Feinstaub wird an diesem Abend in unserer Stadt aufgewirbelt, auch wenn die Bundesprominenz lieber nach Berlin eilt – dort ist am Abend darauf, die Bambi-Preisverleihung.

Motto im Friedrichsbau: „Stuttgart atmet Extravaganz“

Am Freitag, 16. November, geht es mit dem Ausrollen der Roten Teppiche gerade so weiter: In der Liederhalle ist Landespresseball mit Boney M. mit der einstigen Originalsängerin Liz Mitchell. Am selben Abend, ebenfalls am 16. November, feiert im Friedrichsbau Varieté die neue Show „Grand Revue“ Premiere – unterm Motto „Stuttgart atmet Extravaganz“. Und in der Komödie im Marquardt ist am selben Abend, ebenfalls am 16. November, noch eine Premiere: „Tratsch im Treppenhaus“, die schwäbische Übersetzung von Monika Hirschle nach dem Erfolgsstück von Heidi Kabel, geht an den Start.

Es gibt so viel zu feiern – doch auf jeder Hochzeit kann selbst der lebenslustige Homo stuttgartiensis nicht tanzen. Freuen wir uns, dass die tote Hose hier keinem passt. Aber fürs nächste Jahr, liebe Veranstalter, dürft ihr euch mal zusammensetzen. Dann hat jeder noch mehr Zuspruch – und noch mehr sind happy.