Es ist noch Sommer da! Kehrt er bereits für die Nacht der Sternschnuppen zurück? Unser Kolumnist Uwe Bogen war beim Schnäpperle-Stammtisch mit Schwabenpromis im Bohnenviertel, wo man über himmlische Wünsche sprach.

Stadtleben/Stadtkultur: Uwe Bogen (ubo)

Stuttgart - Manche Dinge sind so selten, dass sie eine höhere Bedeutung haben müssen, bilden wir uns ein. Wenn Sternschnuppen durch die Nacht sausen und funkeln, schicken nicht nur Romantiker ihre Wünsche heimlich gen Himmel. In der Nacht auf diesen Sonntag werden über 100 leuchtende Schweife pro Stunde erwartet.

 

Warum bringt ein Meteor, der verglüht, Glück? Ist es ihm nicht schnuppe, was auf der Erde geschieht? Mit dem Schnäpperle-Stammtisch hockt Heiko Volz, der Autor von Äffle & Pferdle, nächtens im Außenbereich des Brenners im Bohnenviertel und bittet um Rücksicht von oben. Sternschnuppen sollten langsamer fliegen, um mehr Zeit zum Wünschen zu geben, findet er: „So schnell fallen mir nie Wünsche ein.“

Wenn es nachts auf der Theo blitzt

Der Höhepunkt der Sternschnuppen beginnt an diesem Samstag gegen 23 Uhr. Es ist die Zeit, in der es in Stuttgart auch ohne Perseiden häufig leuchtet. Auf der Theodor-Heuss-Straße werden um 22 Uhr die Blitzer für alle über Tempo 30 scharf gestellt. Nach dem Schnäpperle, dem schwäbischen Lieblingswort der Schauspielerin Monika Hirschle, ist der Stammtisch benannt, bei dem sich Voll-, Halb- und Viertele-Promis treffen, die eines gemeinsam haben: Sie sind alle Stuttgart-Fans.

Schnäpperle? An Türen gibt’s so was und bei Buben. Ein Stammtisch-Mitglied ist Frl. Wommy Wonder, im Brenner als Michael Panzer ohne Plastikhaar und Schaumstoffbusen dabei. Einer erzählt, dass er neulich nach dem Auftritt des Travestiestars in der Sparda-Welt gut gelaunt heimfuhr – mit dem üblichen Stadttempo 50. Sein Pech: Es war 22.10 Uhr.

Himmelstanz der Schnuppen

Flash! Auf der Theo schlug das Blitzlicht bei ihm ein. Wäre er elf Minuten früher dran gewesen, wär’ nix passiert. Einheimische kennen die Blitzgefahr hier und vergessen sie doch. Das ist doch gar nichts, meint ein anderer. Ein Taxifahrer habe ihm erzählt, dass er nach 22 Uhr drängelnde Autofahrer narrt. Mit ihnen liefert er sich ein „Rennen“, fordert den anderen zum Beschleunigen heraus. Der Taxifahrer bremst vorm Blitzomat abrupt ab – der Ortsfremde rast mit hohem Tempo in die Strafe.

Vor dem Himmelstanz der Schnuppen hat es geregnet. Wenn es so bleibt, wird man nichts sehen und sich nichts wünschen können. Monika Hirschle weiß, wie unterschiedlich die Steigerung von „nass“ ist: „Soichnass“ sage man in Stuttgart-Mitte, im feinen Killesberg hingegen „patschnass“.

Sternstunde mit Trudel Wulle und Walter Schultheiß

Mit Wommy ist sie noch beseelt von der Sternstunde ihrer Woche – vom gemeinsamen Auftritt mit Trudel Wulle und Walter Schultheiß. Michael alias Wommy erzählt, wie er davor einen wütenden Anruf bekam. Warum er den Abend nicht abgesagt habe, tobte eine Frau, wo doch die Trudel gestorben sei. In einer Todesanzeige hatte sie von einer „Waltraud Schultheis“ gelesen, die von „Walter Schultheis“ betrauert wird. Ihr war nicht aufgefallen, dass sich diese Familie Schultheis – mit einem s weniger – anders schreibt. Monika Hirschle erinnert daran, dass Regisseur Dieter Schlotterbeck mal die Todesanzeige eines „Walter Schultheiß“ entdeckt hatte. Aus München reiste er zur Beerdigung an und wunderte sich, warum „die Trudel“ so dürr sei. Es war ein anderer Walter Schultheiß – der Schauspieler indes begeistert auf der Bühne mit 93 Jahren noch immer seine vielen Fans.

Brenner-Wirte denken ans Aufhören

Die Glücksnacht naht! Beim Schnäpperle-Stammtisch (dabei: Fotokünstlerin Silvie Brucklacher-Gunzenhäußer, DJane Alegra Cole, Blogger Patrick Mikolaj, Model und Schauspieler Bernd Bitzer) wird erwähnt, dass Wünsche geheim bleiben müssen, um nicht zu verpuffen. Ein neues Leben scheinen sich die Brenner-Wirte Conny und John Wettern zu wünschen. Sie wollen ihr Lokal abgeben, wenn es am schönsten ist, also jetzt. Noch sei nichts entschieden.

Ohne Wünsche, Träume und Fantasien wär’ die Welt arm dran. Vielleicht ist es nicht schlecht, wenn nicht alle Wünsche wahr werden. Denn Wünsche sterben an ihrer Erfüllung. Und die Menschen brauchen Wünsche, weil sie Energie geben.

Äffle Volz muss in der Nacht der Perseiden aufpassen, dass er mit dem Schnuppen-Gucken nachkommt. Ansonsten wär’ er wunschlos glücklich! Wie Kinogänger wissen, haben Affen die Erde übernommen. Hach, amüsiert sich Volz, dies habe die Stadt Stuttgart nun davon, dass sie die Äffle-&-Pferdle-Ampel nicht genehmigt hat!