Es ist wichtig, alte Gewohnheiten zu hinterfragen und sich immer mal wieder neu aufzustellen, meint unsere Kolumnistin Adrienne Braun. Die Mode hilft ihr dabei.

Kultur: Adrienne Braun (adr)

Stuttgart - Eine Freundin hat sich jetzt im Sportstudio angemeldet. Sie wolle auch mal diesen neuen Trendsport Zumba ausprobieren. Sie hat gehört, dass das wie eine Tanzfitnessparty sei, richtig flott und modern eben. Da musste ich sie allerdings herb enttäuschen. Zumba ist überhaupt nicht modern. Zumba ist total von gestern. Absolut old fashion. Zumba mag 2013 Trend gewesen sein. Heute dagegen macht man Bokwa oder Capoeira. Hoopin, Aerial Yoga oder das neue Aerobic-Trommel-Training Fit4Drums. Daneben ist Zumba wie Turnvater Jahn selig.

 

Man muss schon ein bisschen mit der Zeit gehen. Sich auch immer wieder neu aufstellen. Deshalb habe ich überlegt, mir beim Friseur einen tiefen Chignon machen zu lassen. Oder Long Bobs in Platin mit Rosa. Ich würde einen gemusterten Romper anziehen oder eine stretchige Chino mit Inside-Out-Pullover. Und dann würde ich sicher nicht mehr dieses ewige kulturpessimistische Lamento angestaubter Freundinnen schreiben, sondern lässige Plaudereien: wie ich zum Beispiel zwischen Bokwa-Workout und Aerial Yoga mit meinen best friends bei einem IronMaxx Low Calories Drink entspannt chille und brainstorme, ob man seine Küche besser in Mauve, Taupe oder Greige streichen sollte.

„Greige?“, kräht gerade eine junge Kollegin von hinten. Greige sei so was von out, Greige sei vielleicht 2012 Trend gewesen. Wenn ich meine Küche frisch streichen wolle, sagt die junge Kollegin, dann bitte in Salsa, Lounge, Niagara oder Bamboo.

Ein neues Lebensgefühl mit Longsleeves und Jumpsuits

Um mein Life zu pimpen, bin ich dieser Tage sogar extra shoppen gegangen und habe Dreiviertel- und Siebenachtelhosen, Longsleeves und Jumpsuits im Street-Style-Look probiert. Aber am Ende habe ich dann doch ein sehr schlichtes weißes Poloshirt gekauft.

Woran erkennt man den steten Fortschrittswillen eines Menschen? An den dreißig weißen Poloshirts im Kleiderschrank.

Aber technisch bin wirklich auf der Höhe der Zeit. Ich habe Whatsapp, bin bei Twitter und Linkedin angemeldet – und bin selbstverständlich auch schon ewig auf Facebook. Dieser Tage habe ich entdeckt, dass man auf Facebook sogar über ein Postfach verfügt. Natürlich habe ich sofort alle Anfragen ordnungsgemäß beantwortet. Das sei aber nett, dass ich mich doch noch melde, schrieb eine Bekannte umgehend zurück. Sie habe ihre Nachricht ja auch erst 2012 geschickt.