Es ist nicht hilfreich, reumütige politische Sünder wegen ihrer Vergangenheit anzugreifen, meint unsere Kolumnistin Sibylle Krause-Burger.

Stuttgart - Gibt es irgendeinen Menschen, der keine Jugendsünde begangen hat? Der nichts bereut? Dessen Leben von Anfang an über alle Stürme hinweg in makelloser politischer Reinheit verlaufen ist? Unter den Jüngeren, sagen wir von 55 an abwärts, scheint das der Fall zu sein. Zurzeit wimmelt es nur so von Moralrittern und politisch keuschen Burgfrauen. Je jünger, desto reiner geben sie sich. Dem Rest der Gesellschaft bedeuten sie, was man essen darf, wie man sich fortbewegen soll und was sich über Flüchtlinge und andere Minderheiten zu sagen gehört und was nicht. Die Generation Moral beherrscht den öffentlichen Diskurs.