Weil sich zwei städtische Tochtergesellschaften streiten, gibt es Kombitickets für Publikumsmessen nicht mehr an den SSB-Automaten zu kaufen. Besucher erhalten die Karten auf andere Weise.

Stuttgart - Für Nutzer von Bahnen und Bussen aus Stuttgart gibt es im Jubiläumsjahr der Touristikmesse CMT eine unliebsame Überraschung. Zwar gilt auch im 50. Jahr der CMT die Eintrittskarte als Fahrschein in allen VVS-Verkehrsmitteln, also auch für Stadtbahnen und Busse der SSB, verkauft wird das Kombiticket aber nicht mehr über die Stuttgarter Straßenbahnen AG. An Automaten an den Stadtbahnhaltestellen zeigt das Display nach dem Drücken des Kombiticket-Buttons: „Derzeit ist diese Taste ohne Funktion“. Auch in den SSB-Verkaufsstellen ist das Kombiticket nicht mehr erhältlich. Der Grund: die Stuttgarter Messegesellschaft, eine fünfzigprozentige Tochter der Stadt, hat den Vertriebsvertrag mit den SSB wegen aus ihrer Sicht zu hohen Provisionsforderungen des städtischen Verkehrsunternehmens gekündigt.

 

„Wir sind kein Vertriebspartner mehr bei der CMT. Das hat die Messe so beschlossen“, sagt SSB-Sprecherin Birte Schaper. Die SSB hätten darauf keinen Einfluss: „Jeder Veranstalter entscheidet, ob und wo er Kombitickets verkaufen will“. Weitere Fragen – etwa nach Bedingungen für den Kombiticket-Verkauf oder die Zahl der Kartenkäufe an den SSB-Automaten – bleiben unbeantwortet.

Messe bestätigt Vertragskündigung

Die Messegesellschaft bestätigt, dass sie zum 31. Dezember 2017 den Vertriebsvertrag für alle Publikumsmessen mit den SSB gekündigt hat. „Die SSB wollten eine neue Provisionsvereinbarung, die für uns diesen Vertriebsweg absolut unwirtschaftlich gemacht hätte“, begründet Messesprecher Markus Vogt die Entscheidung. Die CMT sei die erste Ausstellung, die davon betroffen sei. Aber auch für die Frühjahrs- und Herbstmessen in diesem Jahr könnten keine Kombitickets mehr über SSB-Automaten und -verkaufsstellen erworben werden.

Allerdings führt Vogt neben den wirtschaftlichen weitere Gründe an: Die Barcodes auf den Eintrittskarten, die für den Zutritt in die Messen nötig sind, könnten von den SSB-Automaten – im Gegensatz zu denen der Bahn – nicht gedruckt werden. Neben der deutlich erhöhten Provision, die die SSB verlangt habe, wären weitere Investitionen auf die Messe zugekommen.

Zudem sei der Vertriebsweg in den vergangenen Jahren immer weniger nachgefragt worden. „Die Bedeutung des Verkaufs über die SSB hat in den vergangenen Jahren stetig abgenommen“, sagt Vogt. Mittlerweile liege er bei Publikumsmessen wie der CMT deutlich unter einem Prozent, „Tendenz weiter sinkend“, so der Sprecher. Immer mehr Messebesucher würden die Karten online kaufen, zudem gebe es „unzählige andere Vorverkaufsstellen in der Region“. Dieses geänderte „Kaufverhalten der Besucher“ habe zusammen mit der geforderten hohen Provision zur Vertragskündigung geführt, sagt Vogt. Details zu den Forderungen der SSB nannte er nicht.

VVS: zahlreiche Kunden beschweren sich

Die Messe sieht sich in ihrer Einschätzung, dass die Nachfrage an SSB-Automaten gering sei, bestätigt, weil bei ihr nicht mal eine Handvoll Beschwerden eingegangen seien – und das, obwohl knapp 45 Prozent der CMT-Besucher mit öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Andere Erfahrungen hat man allerdings beim VVS gemacht. An dessen Stand in Halle 6 habe sich eine „beträchtliche Anzahl von Kunden“ beschwert, sagte eine Sprecherin: „Die Leute waren schon sehr verärgert, dass es das Kombiticket nicht mehr am SSB-Automaten gibt“. Den Wegfall will sie aber nicht weiter kommentieren: „Das ist eine Sache zwischen Messe und SSB“.

Die Kombitickets gibt es allerdings noch an allen Automaten der Deutschen Bahn, wie sie an S-Bahn-Stationen vor allem außerhalb Stuttgarts und an Bahnhöfen stehen. Dort kann der CMT-Besucher am Tag des Besuchs mit dem Fahrschein zugleich die Eintrittskarte erwerben. Ansonsten ist dies im Vorverkauf in DB-Reisezentren im VVS, bei Lotto-Toto-Verkaufsstellen, beim ADAC, an Easy-Ticket-Schaltern und online unter www.messe-stuttgart.de möglich. Die so erstandene Eintrittskarte gilt dann auch als VVS-Fahrschein.

Der VVS bietet in Kooperation mit zahlreichen Veranstaltern Kombitickets an, die mit einem entsprechenden VVS-Aufdruck gekennzeichnet sind. Sie gelten im gesamten VVS-Netz ab drei Stunden vor Veranstaltungsbeginn zu einer Hinfahrt zum Veranstaltungsort und einer Rückfahrt bis Betriebsschluss (5 Uhr des Folgetages) in allen VVS-Verkehrsmitteln und im Filsland Mobilitätsverbund des Kreises Göppingen. Wer dies nutzen will, muss die Tickets also bereits im Vorfeld kaufen.