Das Kommando Spezialkräfte (KSK) hat beim Tag der Bundeswehr vor Publikum geübt. Zuschauer erhielten dadurch Einblick in die sonst streng geheime Arbeit der Eliteinheit.

Dresden - Zwei Hubschrauber nähern sich. Deutsche werden in einer Botschaft im Ausland als Geisel gehalten. Soldaten sollen sie befreien und in Sicherheit bringen. Ein Major tritt in Sturmhaube und mit dunkler Sonnenbrille ans Mikrofon, um die Vorführung zu moderieren. Keiner soll Namen und Gesichter der Männer kennen. Auch die Zahl bleibt geheim. Das KSK ist eine Legende.

 

Das Militärhistorische Museum der Bundeswehr in Dresden ist an diesem Tag für zweimal 30 Minuten kein Museum, sondern Teil eines Übungsszenarios. Aufgrund der besonderen Einsätze hält sich das KSK in der Regel sehr bedeckt. Auch deshalb ist die Neugier auf die „dynamische Vorführung“ - so heißt die Präsentation offiziell - groß. So wie in Dresden zeigen am Tag der Bundeswehr auch in 15 weiteren Standorten Soldatinnen und Soldaten ihr Können und ihre Technik.

Abseilen, Scheibe sprengen, Geisel retten

Hunderte Menschen haben sich vor dem Museum eingefunden, um die Elitesoldaten hautnah zu sehen. Am Eingang werden Ohrstöpsel verteilt, denn es soll mit Platzpatronen und Sprengsatz ordentlich zur Sache gehen. Über Lautsprecher ist der Funkbefehl des taktischen Führers zur Freigabe der Aktion zu hören. „Ich habe die Kontrolle. Ich habe die Kontrolle: Zugriff! Zugriff! Zugriff.“ Dann geht alles sehr schnell.

Als die Hubschrauber über dem Dach des Museums schweben, seilen sich blitzschnell vier Soldaten aus etwa 20 Meter ab. Weiter geht es rasant an einer Fassade herunter. Über ein Fenster wollen sie in das Innere des Gebäudes dringen. Die Scheibe wird mit einem Sprengsatz entfernt. Später rasen die Soldaten mit einer Geisel in Fahrzeugen davon, geraten aber unter Beschuss und müssen sich erneut beweisen.

Zwischendurch gibt der Major Informationen. Spezialkräfte agieren in der Regel nicht bei Helligkeit und nicht vor Publikum, stellt er klar. Man weiche im Detail etwas von den geheimen taktischen Abläufen ab. Als die Vorführung zu Ende ist, wird Brigadegeneral Alexander Sollfrank, dem Kommandeur des KSK, Meldung erstattet. Das Publikum klatscht Beifall wie nach einer großen Show. Tatsächlich sind viele beeindruckt. Solche Bilder kennen sie sonst nur aus Actionfilmen.

Handverlesene Auswahl an Soldaten

„Ziel der Übung war es, ihnen zu zeigen, dass wir hier über handverlesenes Personal verfügen, über hervorragende Ausrüstung und eine fordernde, aber absolut geeignete Ausbildung, um Aufgaben in einem besonderen Einsatzspektrum auszuführen“, sagt Sollfrank: „Die wesentliche Botschaft ist: Sollten sie in einem Krisenland in eine Notlage geraten: Hier gibt es Kräfte in der Bundesrepublik Deutschland, die dafür bereitstehen, sie herauszuholen.“

Tatsächlich war genau solch ein Szenario 1996 Anlass für die Gründung des Kommandos. Zwei Jahre zuvor waren Deutsche im Bürgerkriegsland Ruanda in Geiselhaft geraten. Eine belgische Spezialeinheit befreite sie - die Bundeswehr konnte aus Mangel an geeignetem Personal nur aus der Ferne zuschauen. Zentraler Auftrag für das KSK ist seither die Rettung Deutscher aus Krisengebieten. Aber auch das Aufspüren von Kriegsverbrechern und der Kampf gegen Terroristen gehören zum Aufgabenspektrum.

Über die Einsätze dringt nichts an die Öffentlichkeit. Nach Angaben von Sollfrank ist das Kommando bereits seit 17 Jahren in Afghanistan im Einsatz. Ein Dokumentarfilm, der als Dauerschleife im Museum gezeigt wird, enthüllt weitere Details. „Es ist uns eine ganz besondere Freude, erstmalig den Schleier des Schweigens lüften zu können, um ihnen expressiv drei ausgewählte Operationen aus der Geschichte des Kommando Spezialkräfte zu präsentieren“, heißt es da.

Der Einsatz folgt im Juli 1998 in Bosnien-Herzegowina. In der Stadt Foca wird ein Kriegsverbrecher überwältigt. Es muss kein einziger Schuss abgegeben werden. Das gelingt freilich nicht immer. Ein paar Jahre danach gerät das Kommando bei der Ergreifung eines Talibanführers in Afghanistan in einen stundenlangen Schusswechsel. Ein Elitesoldat wird schwer verletzt. Im Dokumentarfilm erläutert ein KSK-Soldat: „Die besten Operationen sind ja die, wo du fast nichts reden musst, sondern wo alles läuft wie geplant.“