Die Stadt liefert dem Gemeinderat gute Argumente, am Vorrang der Innenentwicklung festzuhalten. Beim sozialen Wohnungsbau muss sie nachlegen, meint StZ-Autor Jörg Nauke.

Stuttgart - Der Gemeinderat hat noch unter OB Wolfgang Schuster (CDU) und mit einer Mehrheit von CDU, FDP und Freien Wählern Leitlinien und Ziele für eine sozialverträgliche Stadtentwicklung festgelegt. Neben einer stabilen Mischung in den Quartieren eine „erlebbare Vielfalt von Nutzungen“ (Wohnen und Arbeiten) anzustreben, sind also ebenso wenig dem Zeitgeist geschuldete Hirngespinste grüner und linker Fantasten wie die Forderung eines Verzichts auf größere Neubauflächen am Stadtrand. Schon 2004, im Entwurf für den Flächennutzungsplan 2010, als die heute diskutierten Folgen der Mobilität und die gestiegene Attraktivität nicht gesehen worden waren, hat man der Mobilisierung von Bauflächenpotenzialen im Bestand Vorrang gegeben.

 

Außenentwicklung hat keine Chance

Die Lage auf dem Immobilienmarkt und die Verzögerung bei der Realisierung der Wohnungsbauschwerpunkte hinterm Bahnhof sorgen nun tatsächlich dafür, dass der Vorrang der Innenentwicklung infrage gestellt wird.

Die Stadt hält der Baulobby entgegen, das Bebauen großer Flächen am Stadtrand sei mangels Eigentums kurzfristig nicht möglich und provoziere zusätzlichen Individualverkehr. Ihr stärkstes Pfund hat sie am Dienstag in aktualisierter Form präsentiert. Die Liste mit den verfügbaren innerstädtischen Flächen, manche sofort, einige erst später bebaubar, zeigt genügend Potenzial für ein maßvolles Wachstum in den nächsten zwei Jahrzehnten auf. Man muss nur gute Ideen haben.

Die Debatte steht aber auch im Zeichen des Wahlkampfs. Dafür sorgen schon Linke und SPD, die der Rathausspitze Versäumnisse beim Schaffen geförderten Wohnraums vorwirft. Die aktuell präsentierte Negativbilanz dürfte die Kritiker bestätigen. Von den selbst gesteckten Zielen ist OB Fritz Kuhn (Grüne) meilenweit entfernt. Hier muss deutlich mehr kommen.