Die Debatte um die richtigen Lösungen für die Probleme auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt sollte ohne ideologische Scheuklappen geführt werden, kommentiert Redakteur Sven Hahn.

Stuttgart - Weniger als die Hälfte der Bürger hält den Erwerb von Wohneigentum in Stuttgart aufgrund der massiv gestiegenen Preise und der enormen Nachfrage noch für realistisch. Lediglich neun Prozent sagen, der Kauf einer Immobilie sei für sie uneingeschränkt möglich. Auch das ist ein Ergebnis der aktuellen Umfrage von TNS-Infratest. Der Trend, dass Wohnen in Stuttgart stetig teurer wird, wird sich mit hoher Sicherheit nicht von selbst erledigen. Die Diskussion um die passende Lösungen für die Probleme auf dem Immobilienmarkt sollte daher intensiv und ohne Tabus geführt werden.

 

Eines ist uneingeschränkt richtig: Stuttgart unterscheidet sich allein schon aufgrund seiner begrenzten Fläche und der Kessellage von anderen Großstädten. Doch während Wohnungssuchende in anderen Metropolregionen ins Umland ausweichen können, wo das Wohnen rasch günstiger wird, ist Stuttgart umringt von hochattraktiven und daher auch hochpreisigen Städten wie Ludwigsburg oder Esslingen.

Kurz gesagt, Stuttgart ist ein Sonderfall. Und es ist daher richtig, für Stuttgart andere Ideen entwickeln zu wollen, als dies beispielsweise München, Hamburg oder Frankfurt tun. Die Lösung für die Probleme auf dem Stuttgarter Wohnungsmarkt wird sicher nicht darin bestehen, jeden verfügbaren Quadratmeter grüne Wiese mit neuen Wohngebäuden zu bebauen. Auch der unbeschränkte Bau neuer Hochhäuser wird keine nachhaltige Lösung sein.

Doch schlicht im altbekannten Muster weiterzumachen und zu hoffen, sehr reale Probleme, wie die Verdrängung von Menschen mit geringen und durchschnittlichen Einkommen aus der Stadt, könnten sich von selbst erledigen, wäre ebenso fatal.

Vieles spricht dafür, dass eine gewisse Entspannung in Stuttgart nur durch eine Vielzahl von Aktionen erreicht werden kann. Der Neubau sollte weiter angekurbelt, Baugenehmigungen sollten schneller erteilt oder Vorgaben im Neubau womöglich teilweise gelockert werden. Doch um all das zu erreichen, wäre es wünschenswert, die Diskussion um die richtige Wohnbaupolitik ohne ideologische Vorgaben und Beschränkungen zu führen.