Die CO2-Ziele, die das EU-Parlament durchsetzen will, sind zu ehrgeizig. Sie gefährden Jobs in der Automobilindustrie.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Stuttgart - Wenn es nach den Plänen des EU-Parlaments geht, soll im Jahr 2030 jeder dritte neue Pkw in der EU mit nur noch 2,15 Liter Sprit je gefahrene 100 Kilometer auskommen. Schön wär’s. Damit wäre die Wende hin zu emissionsfreien oder emissionsarmen Antrieben geschafft. Etliche Herausforderungen, für die es bislang keine Antworten gibt, wären gelöst.

 

Tatsächlich sieht die Lage im Jahr 2018 so aus: Die Autofahrer kaufen immer noch am liebsten Fahrzeuge, die schwer und PS-stark sind und damit viel Sprit verbrauchen. 2017 lag der durchschnittliche CO2-Ausstoß pro Kilometer von neu zugelassenen Fahrzeugen in Deutschland bei knapp 129 Gramm. Das ist weit entfernt von der Zielmarke von 95 Gramm, die 2020 EU-weit erreicht sein muss. Und trotz Kaufprämien und Anreizprogrammen sind Autos mit E-Antrieb kein Verkaufsschlager. Die Verkehrswende lässt sich nicht vom Parlament verordnen. Sie muss gelebt werden. Seien es Grenzwerte für Schadstoffe, seien es Spritobergrenzen für Autos und leichte Nutzfahrzeuge: Die Erfahrung der letzten Jahre hat gezeigt, dass die Ziele der Regulierung vielfach zu ehrgeizig waren.

Die Hersteller müssen gefordert werden

Wenn nun die beiden Co-Gesetzgeber der EU, das Parlament und die Mitgliedstaaten, bald über die CO2-Vorgaben bis 2030 verhandeln, ist Augenmaß gefragt. Die Hersteller müssen massiv gefordert werden. Ehrgeizige Vorgaben tragen dazu bei, dass die europäische Autoindustrie, namentlich die deutschen Hersteller, auch bei E-Autos Markt- und Technologieführer werden. Die Vorgaben müssen aber realistisch sein. Es muss verhindert werden, dass abenteuerliche Ziele wie eine Strafsteuer wirken. Die Industrie ist wichtig für Wertschöpfung und Arbeit in vielen Regionen.