Wenn Bürger beim Trassenbau auf Augenhöhe mitentscheiden sollen, braucht das Zeit, argumentiert unser Kommentator Klaus Nonnenmacher.

Kreis Göppingen/Rems-Murr-Kreis - Schnell, ganz schnell sollte es gehen, als im vergangenen Herbst die TransnetBW erstmals die Bürgermeister über die geplante 380-KV-Leitung zwischen Aalen und Bünzwangen informiert hat, zu deren Bau sie gesetzlich verpflichtet ist. Erst auf Drängen der Kommunen bot die TransnetBW rasch noch eine Bürgerbeteiligung an. Doch nun läuft diese Partizipation ganz und gar nicht so, wie gedacht.

 

Innerhalb weniger Wochen, so der Gedanke des Netzbetreibers, soll die Öffentlichkeit informiert werden und ein bisschen mitplanen dürfen, wo innerhalb eines zehn Kilometer breiten Grobkorridors die 60 Meter hohen Höchstspannungsmasten stehen sollen. Man kann dem Betreiber nun Naivität oder Kalkül unterstellen. Auf jeden Fall hätte es leicht passieren können, dass sich die Kommunen gegenseitig den Schwarzen Peter zuschieben. Schließlich will keiner eine solche Stromautobahn vor seiner Haustüre haben. Doch die Stromtrassenkritiker eint das selbe Problem: Sie fühlen sich auf die Schnelle überfordert von dem Angebot, mitreden zu dürfen. Wer kann schon aus dem Stand beurteilen, ob man diese eine Stromleitung für die Energiewende benötigt und ob sie nicht gar anderswo verlaufen könnte? Sogar die Fachleute der TransnetBW räumen ein, dass sich in ein bis zwei Jahren das dem Netzausbau zugrunde liegende gesamteuropäische Szenario ändern könnte.

Tatsächlich wollen Kommunen und Bürger aber mitsprechen und mitentscheiden – und zwar auf Augenhöhe. Dass sie dafür eigene Informationen einholen wollen, ist verständlich. Das braucht Zeit. Diese sollte die TransnetBW ihren Gesprächspartnern tunlichst zugestehen, wenn sie es mit der Bürgerbeteiligung ernst meint. Denn nur dann ist ein wirklicher Dialog möglich.