Das historische Herz von Leonberg hat noch viel mehr Möglichkeiten. Als Automeile ist er eindeutig zu schade. Geparkt werden kann in der Tiefgarage.

Wer diese schönen Sommertage für Städtetouren nutzt, wird so manche pittoreske Altstadt ansteuern. Eine Einkehr im Freien mit Blick auf Fachwerkbauten und alte Brunnen sind genussvolle Höhepunkte solcher Exkursionen. Dass die erholsame Beschaulichkeit nicht von vorbeifahrenden Autos oder gar Motorrädern gestört wird, ist in den meisten Städten eine Selbstverständlichkeit.

 

Nicht so in Leonberg. Dort ist der Marktplatz – ein idyllisches Kleinod, das auswärtige Besucher ins Schwärmen versetzt – oben und unten mit Straßen gesäumt. Viele Männer drehen hier in PS-starken Wagen ihre Runden, oft direkt an den Tischen vorbei, auf dass sie bloß wahrgenommen werden. Selbst bei Festen sind Autos unterwegs, gerne in gesperrtem Gassen, und fahren den Flaneuren fast über die Füße. Dass hier irgendwann ein Unfall passiert, ist nicht eine Frage des ob, sondern des wann.

Kurzer Weg von der Tiefgarage

Kurzum: Der Marktplatz würde deutlich gewinnen, wäre er konsequent autofrei. Doch an dieses Thema will bis auf Dieter Maurmaier keiner so recht ran. Der FDP-Fraktionschef fordert in jedem Sommergespräch eine Altstadt, die den Fußgängern gehört. Doch seine Rufe bleiben weitgehend ungehört. Immerhin hat der Oberbürgermeister im Sommergespräch des vergangenen Jahres eine Sperrung in den Abendstunden und an den Wochenenden angeregt. Umgesetzt wurde dieser sinnvolle Vorschlag bisher noch nicht.

Woran liegt das? Der Einzelhandel, der es gerade in der Altstadt ohnehin schwer hat, sorgt sich um ausbleibende Kunden, wenn nicht mehr direkt vor der Tür oder zumindest um die Ecke geparkt werden kann. Dabei ist der Weg aus der Altstadt-Tiefgarage hoch auf den Marktplatz nur ein paar Minuten kurz. Entgegen anderslautenden Äußerungen sind die Parkdecks hell und großzügig. Und die Tarife sind sehr moderat.

Kostenlos am Wochenende?

Aber all das scheint nicht zu wirken. Um die Akzeptanz des Altstadt-Parkhauses zu steigern, könnte es hilfreich sein, an Wochenenden oder Abenden auf Gebühren zu verzichten, so wie es in vielen Städten ähnlicher Größenordnung längst praktiziert wird. Würde damit die Frequenz zwischen Schloss und Hirschbrunnen deutlich erhöht, wären die Einnahmeverluste vertretbar. Zumal viele Menschen feststellen würden, dass die Altstadt-Garage ein gutes Angebot ist und sie auch werktags nutzen würden.

Gepaart werden muss eine Tarif-Offensive mit einer Imagekampagne. Vorschläge, den Ruf des Parkhauses aufzuwerten, gibt es einige. Die wurden aber bisher noch nicht aus den Schubladen der Kreativen im Rathaus herausgezogen. Unter anderem aus Geldgründen, wie es heißt. Doch nicht jede Idee muss in ihrer Umsetzung teuer sein. Hier ist auch der Mut für Neues gefragt.

Der Marktplatz hat in den vergangenen Jahren einen bemerkenswerten Aufschwung erlebt, der selbst durch Corona nicht erschüttert werden konnte. Es wäre höchst bedauerlich, würde dieser Weg nach oben nicht konsequent fortgesetzt. Um aber den Schwung im historischen Herz von Leonberg nicht abebben zu lassen, muss Platz auf dem Platz sein. Platz für tolle Aktionen wie den Altstadtgarten, Konzerte, Theater und andere publikumswirksame Aktivitäten.

Platz auch, und hier kommen wir zu einem anderen Thema, an das kaum einer heran will, für den Wochenmarkt. Es tut nach wie vor weh, dass ein Angebot, das in Zeiten von Regionalität und Qualitätsbewusstsein immer mehr an Bedeutung gewinnt, auf einen Betonparkplatz verbannt wird.