Novak Djokovic, Alexander Zverev und Co. leben in ihrer ganz eigenen Welt – dies zeigt nach Meinung von unserem Redakteur Jochen Klingovsky ihr verantwortungsloses Auftreten beim Adria-Cup. Doch das Virus schlägt zurück.

Zadar/Stuttgart - Gut, es ist nicht ganz einfach, geerdet zu bleiben, wenn man 128 Millionen Euro nur an Preisgeldern verdient hat und im eigenen Privatflieger zwischen seinen Luxusapartments in Monaco und Miami hin- und herjettet. Aber muss man deshalb gleich jegliche Bodenhaftung verlieren?

 

Novak Djokovic ist die Nummer eins der Tenniswelt, sportlich für viele ein Vorbild, zudem Präsident des ATP-Spielerrats. Und doch tritt er die Verantwortung, die er hat, mit Füßen – zumindest, was den Umgang mit dem Coronavirus angeht.

Stars leben nach ihren eigenen Regeln

Djokovic organisierte Einladungsturniere für den guten Zweck, zur Adria-Tour kamen auch Stars wie Alexander Zverev, Dominic Thiem oder Grigor Dimitrov. Doch leider haben sie dort nicht nur Tennis gespielt, sondern auch nach ihren eigenen Regeln gelebt – es gab Umarmungen, Kontakte mit Ballkindern, Selfies mit Fans, volle Tribünen, Fußball- und Basketballspiele gegeneinander, eine wilde Party in einem Belgrader Nachtclub. Nun gelten in Serbien zwar weit weniger strenge Hygienebestimmungen als in vielen anderen Ländern, aber zumindest um das Ein-Meter-Abstandsgebot hat sich niemand geschert. Kritik daran wies Djokovic stets verständnislos zurück. Wie verantwortungslos, naiv und ignorant das Verhalten der Tennisstars gewesen ist, zeigt sich jetzt – denn das Virus hat zurückgeschlagen.

Nach der zweiten Station der Adria-Tour im kroatischen Zadar wurden (bisher) zwei Profis positiv getestet, darunter Dimitrov, eines der Feier-Biester. Und weil sich vorher niemand um irgendwelche Beschränkungen gekümmert hat, ist es nun natürlich völlig unmöglich, etwaige Kontaktpersonen zu ermitteln, zu testen, in Quarantäne zu schicken und die Verbreitung einzugrenzen. Die erste Reaktion von Djokovic? Er lehnte einen Test ab, da er keine Symptome habe. Was erneut bewies, wie abgehoben einer der besten Sportler der Welt in seiner Blase lebt – und dass er eines sicher nicht ist: ein Vorbild.

jochen.klingovsky@stzn.de