Aus heutiger Sicht war die Liberalisierung der Prostitutionsgesetze im Jahr 2002 ein klarer Fehler. Die Prostitution muss eingegrenzt werden, sagt StZ-Politikredakteur Matthias Schiermeyer.

Politik: Matthias Schiermeyer (ms)

Stuttgart - Aus heutiger Sicht war die Liberalisierung der Prostitutionsgesetze im Jahr 2002 ein klarer Fehler. So konnte sich Deutschland nach der Öffnung der europäischen Grenzen zu einer Hochburg für Freier entwickeln. Nirgends sonst ist es so einfach und so billig, an käuflichen Sex zu kommen wie hier. Für Bordellbetreiber und Zuhälter ist es ein Milliardengeschäft. Verlierer sind all die mehr oder weniger zwangsausgebeuteten Frauen – also die Mehrheit der Prostituierten.

 

Somit muss sich etwas ändern, zumal von 2014 an die volle EU-Freizügigkeit auch für bulgarische und rumänische Arbeitnehmer gilt, was das Problem noch verschärfen dürfte. Die Kampagne von Alice Schwarzer setzt da ein notwendiges Zeichen. Es wäre wünschenswert, wenn sich noch viel mehr Menschen – ob prominent oder nicht – dem Aufruf anschließen könnten. Denn erst dann erhielten die angehenden Koalitionäre in Berlin das starke Signal, dass sie das Thema nicht mehr auf die lange Bank schieben können.

Die schwarz-gelbe Vorgängerregierung hat in dieser Hinsicht versagt. Sie hat ein unzureichendes Gesetz entworfen, das im Kern lediglich ein paar strengere Vorschriften für die Bordelle gebracht hätte. Im Bundesrat war deshalb Endstation. Eine Große Koalition hätte die Chance, mehr für die Frauen zu tun, die ihren Körper verkaufen müssen. Vielleicht denken die Politiker nun darüber nach, Prostitution wenn schon nicht ganz zu verbieten, so doch wenigstens auf ein Minimum zu beschränken.