Doch die Treue der SSB-Kunden kann einen Knacks bekommen, wenn die Belange der Fahrgäste aus dem Blick geraten.

Stadtentwicklung/Infrastruktur : Christian Milankovic (mil)

Stuttgart - Die Stuttgarter Stadtbahnnutzer sind ein duldsames Völkchen. Seit Jahren kennt die Entwicklung der Fahrgastzahlen in den gelben Bussen und Bahnen der Stuttgarter Straßenbahnen nur eine Richtung – nach oben. 2017 waren es 180 Millionen Menschen, die eine Reise mit den stadteigenen öffentlichen Nahverkehrsmitteln angetreten haben. Und dies wohlgemerkt trotz eines Eingriffs an einer der prominentesten Stellen im ganzen Schienennetz der SSB. Das kann zum einen daran liegen, dass die wackeren Mitarbeiter der städtischen Nahverkehrstochter das Beste aus der Malaise machen – oder aber der Umstieg aufs Auto mit Blick auf den Zustand des Stuttgarter Straßennetzes die noch unattraktivere Alternative ist.

 

Man sollte aber die Leidensfähigkeit der Fahrgäste auch nicht überstrapazieren. Doch genau der Eindruck stellt sich ein, wenn sich Bahn und SSB nun darauf geeinigt haben, per Ausschreibung nach Firmen zu suchen, die am Neubau der Stadtbahnstrecke zwischen Staatsgalerie und Hauptbahnhof arbeiten wollen. Dienstbeginn: Februar 2019. Dass das nicht ohne Folgen für den Inbetriebnahmezeitpunkt bleibt, leuchtet auch dem technisch nur mittelmäßig Begabten ein. Die von den SSB geäußerte Hoffnung, Synergieeffekte könnten auch eine frühere Wiedereröffnung der so wichtigen Verbindung in der City befördern, dürfte wohl Zweckoptimismus sein. Die SSB sind bislang mit den Einschränkungen durch Stuttgart 21 souverän umgegangen, und die Fahrgäste haben ihnen die Stange gehalten. Das ist das Ergebnis großer Anstrengung und erfreulich. Doch die Treue kann einen Knacks bekommen, wenn die Belange der Fahrgäste aus dem Blick geraten.