Dass das Eisenbahn-Bundesamt die Sicherheitsvorkehrungen auf der S-21-Baustelle verschärft, macht die Debatte darüber nicht überflüssig, fordert Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Unfälle sollten nie passieren, aber sie ganz auszuschließen, ist schlicht unmöglich. Das gilt für alle Baustellen, und damit auch für die S-21-Baustellen, die momentan nicht nur Schlagzeilen machen, weil sie für (zu) viel Lärm und Staub sorgen. Der aktuelle Wassereinbruch in Untertürkheim und der mehr als sechs Wochen zurückliegende Kranunfall in Feuerbach sollten deshalb so sachlich wie möglich bewertet, aber auch so transparent wie nötig untersucht und dargestellt werden. Das ist auch Vertrauenssache – und da hat die Bahn in den vergangenen Jahren viel Kredit verspielt. Vertrauen ist rasch verloren, aber schwer zurückzugewinnen.

 

Debatte über Sicherheit

Auch beim Kranunfall sind es weder das Eisenbahn-Bundesamt noch die Bahn, die von sich aus darüber informieren, welche zusätzlichen Schutzmaßnahmen ergriffen worden sind. Dies wird – eher zufällig – durch die Antwort auf einen Brief bekannt, den ein eifrig nachhakender Bürger von der Bonner Aufsichtsbehörde in schönstem Amtsdeutsch erhält. Man mag die zusätzlichen Vorkehrungen unterschiedlich bewerten und der Einschätzung der Ingenieure 22 nicht folgen, sie seien unzureichend, eines machen sie jedenfalls deutlich: Vor dem Unfall hielten Bauherr und Aufsicht sie nicht für erforderlich, danach offenbar schon. Das hängt man offenbar ungern an die große Glocke.

Viele S-21-Bauarbeiten finden in unmittelbarer Nähe zu öffentlichen Bereichen statt – in Bahnhöfen, an Straßen und in Parks. Sie so sicher wie möglich abzuwickeln, muss oberstes Gebot aller Beteiligten sein. Das beinhaltet die Bereitschaft, Gefahren und Sicherheitsvorkehrungen transparent darzustellen, aber auch, dass man mitunter durch Schaden klug wird.