Mehr als jeder vierte Deutsche lebt mit 25 Jahren noch bei den Eltern. Aber ist das so schlimm?
Sind junge Erwachsene heute Stubenhocker, die es sich bei Mama gemütlich machen, statt sich aufzuraffen, um ein eigenes Nest zu bauen? So einfach ist es nicht.
Erdrutschartig verlaufen ist der Wandel ohnehin nicht. Anfang der 1970er Jahre hat jeder Fünfte mit 25 Jahren noch bei den Eltern gelebt. Heute ist es etwas mehr als jeder Vierte, daran hat sich seit vielen Jahren wenig geändert. Was seit Langem unter dem abschätzigen Titel „Hotel Mama“ diskutiert wird, hat sehr verschiedene Gründe. Allen voran die Entwicklung der Mieten, dass sich junge Leute in Lehre und Studium eine eigene Wohnung weniger leisten können. Auch lange Ausbildungszeiten sind ein Faktor.
Stark verändert hat sich das Verhältnis von Kindern und Eltern, das heute eher freundschaftlich als autoritär ist. Deswegen muss man nicht mehr das Weite suchen. Neben ökonomischen Gründen spielen kulturelle Einflüsse eine Rolle. In Ländern Südeuropas ziehen viele Kinder erst um die 30 bei den Eltern aus, in nordischen Ländern wie Finnland und Schweden einige Jahre früher als in Deutschland. Hier bleiben junge Leute, die auf dem Land leben, etwas länger im Elternhaus als jene in der Großstadt.
Überall gilt: Junge Frauen zieht es früher hinaus als junge Männer. Das deutet auf mehr Selbstständigkeit hin. Ein Grund dürfte aber auch sein, dass viele junge Leute ihre Herkunftsfamilie erst verlassen, wenn sie mit dem Partner zusammenziehen. Frauen sind bei diesem Schritt meist etwas jünger als die Männer. Doch die Statistik des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung zeigt: Seit Mitte der 1990er Jahre werden auch die Jungs etwas früher flügge.