Der Mittenwalder Skirennläufer Thomas Dreßen hat mit seinem Sieg in Kitzbühel Deutschland in einen alpinen Jubel versetzt und Geschichte geschrieben. Gold von ihm bei Olympia sollte die Nation jetzt aber nicht verlangen – trotz der großen Hoffnung.

Sport: Dominik Ignée (doi)

Stuttgart - Der Jammer war groß. Erst musste sich Felix Neureuther vom Gold-Traum bei den Olympischen Winterspielen in Südkorea verabschieden, dann folgte ihm – ebenfalls mit einer Knieverletzung – Stefan Luitz. Damit haben sich zwei große Medaillenhoffnungen der alpinen Mannschaft des Deutschen Ski-Verbandes (DSV) verabschiedet, und die Frage war, wie Viktoria Rebensburg als letzte verbliebene Stockerl-Kandidatin mit dem Druck bei Olympia zurecht kommen würde. Und dann? Tja, dann gewann Thomas Dreßen die legendäre Abfahrt in Kitzbühel auf der Streif. Manche sagen, ein Sieg dort sei viel wertvoller als ein Olympiasieg.

 

Hochveranlangt – aber noch jung

Thomas Dreßen ist ein hochveranlagter Mann. Doch nun von dem Mittenwalder zu erwarten, dass er in Südkorea um den goldenen Hauptpreis mitfährt, wäre nicht gerecht. Dreßen ist 24 Jahre alt – und Abfahrer brauchen vor allem Erfahrung. Er selbst schiebt die Favoritenrolle weit von sich, obwohl das nach seinem dritten Platz in Wengen und dem famosen Sieg in Kitz gar nicht mehr so einfach ist.

Wie auch immer: Dreßens wunderbare Auftritte zeigen, wie breit aufgestellt die DSV-Alpinen sind – auch ohne Neureuther, auch ohne Luitz. Sie zeigen, was für eine ausgezeichnete Arbeit bei den alpinen Männern gemacht wird, seit der Voralberger Coach Mathias Berthold das Zepter schwingt. Seine Autorität ist eine motivierende. Berthold ist der Kumpeltyp, der seine Jungs anschiebt – und vor allem wieder aufbaut, wenn es mal nicht so läuft. Er trifft den richtigen Ton. Sein Anteil an den Erfolgen, vor allem zuletzt an denen im Speedbereich, ist groß. Und seine Arbeit trägt immer mehr Früchte.

Der Trainer tut ihm gut

Der einfühlsame, doch aber auch bestimmte Führungsstil des Trainers, er hat Thomas Dreßen weiterentwickelt und zu einem Spitzenmann gemacht. Nun aber von ihm allzuviel bei den Winterspielen zu erwarten, könnte ihm schaden. Die sportinteressierte Öffentlichkeit, aber auch die Medien tun gut daran, einfach mal abzuwarten, was Dreßen auf der olympischen Bühne hinbekommt – oder auch nicht. Ein bisserl zu hoffen auf eine Medaille ist durchaus erlaubt, doch erwarten sollte man das von Thomas Dreßen noch nicht. Er ist jung. Er hat Zeit. Und er wird Deutschland wie auch dem DSV noch Freude bereiten – das ist auch ohne Olympia-Medaille so gut wie gewiss. Außerdem kann ihm den Sieg legendären Hahnenkamm bei Kitzbühel keiner mehr nehmen – das steht fest. Thomas Dreßen ist bereits vor dem Startschuss der Winterspiele ein echter Held!