Ein junger, erst 22 Jahre alter Rennfahrer verliert sein Leben in Ausübung seiner Tätigkeit auf der Rennstrecke. Doch Anthoine Hubert hat gewusst, dass er sich in Lebensgefahr begibt, wenn er sich in ein 280 km/h schnelles Formel-2-Rennauto setzt, meint unser Kommentator Jürgen Kemmner.

Sport: Jürgen Kemmner (jük)

Spa - Um 19.57 Uhr am Samstag versandte Automobil-Weltverband Fia eine Nachricht, die in Spa-Francorchamps ganz besonders, aber auch in der gesamten Motorsport-Szene große Bestürzung auslöste – eine Botschaft, die niemand gerne verfasst: „Der Fahrer von Fahrzeug #19, Anthoine Hubert, erlag seinen Verletzungen und verstarb um 18.35 Uhr.“ Ein junger, erst 22 Jahre alter Rennfahrer verlor sein Leben in Ausübung seiner Tätigkeit auf der Rennstrecke – ein tödlicher Unfall im Motorsport ist immer ein schreckliches Drama, wenn es sich dabei aber um einen Nachwuchsfahrer handelt, wohnt dieser Tragik eine extreme Schärfe inne.

 

Anthoine Hubert hat gewusst, dass er sich in Lebensgefahr begibt, wenn er sich in ein 280 km/h schnelles Formel-2-Rennauto setzt und sich damit ins wilde Getümmel stürzt. Jede Person, die in irgendeiner Form im PS-Gewerbe ihr Geld verdient, muss eine Erklärung unterschreiben, dass Motorsport tödlich sein kann. Selbst Zuschauer begeben sich in Lebensgefahr, selbst wenn sie sich ganz korrekt in den Fanbereichen entlang der Piste aufhalten. Anthoine Hubert ist dieses Risiko eingegangen und hat gehofft, er möge die Situationen stets im Griff behalten und allen Herausforderungen gewachsen sein – anders hätte er seine Arbeit nicht ausüben können. Hätte er Angst gehabt vor jedem Qualifying oder jedem Start, wäre er gehemmt und damit chancenlos gewesen im Duell mit seinen Gegnern.

Anthoine Hubert vertraute wie alle Piloten auf die Sicherheitsstandards. Die Rennautos in allen relevanten Serien sind seit den 1990er Jahren immer sicherer geworden, seit 1994 haben in einem Formel-1-Rennen nur zwei Fahrer ihr Leben verloren: Ayrton Senna 1994 in Imola und Jules Bianchi, der im Oktober 2014 in Suzuka verunglückte und im Juli 2015 verstarb. Bis in die frühen 1980er Jahre kamen weltweit pro Jahr gut eine Handvoll Fahrer um. Doch diese gestiegene Sicherheit ist eine trügerische. Trotz Sicherheitszelle aus Carbon, trotz bester Helme und großer Auslaufzonen bleibt ein Restrisiko. Es existiert keine 100-prozentige Sicherheit. Dieser Tatsache wurden sich erneut alle Rennfahrer und alle Freunde des Motorsports schmerzhaft bewusst.