Sieben Monate nach dem Rücktritt ihres Mannes geht die Frau des Expräsidenten mit zahlreichen Interviews in die Offensive. Ihre Öffentlichkeitsarbeit birgt ein hohes Risiko, meint Julia Schröder.

Stuttgart - Wer am Donnerstag an den Kiosk tritt, wird auf den Titelbildern von „Stern“, „Gala“ und „Bunte“ dasselbe Gesicht sehen: das der ehemaligen deutschen „First Lady“ Bettina Wulff. Knapp sieben Monate währte die Ruhe nach dem Rücktritt, jetzt redet die 38-Jährige – denkbar ausführlich.

 

Was treibt Bettina Wulff? Was steckt hinter ihrer Öffentlichkeitsoffensive, die am Wochenende begann, als bekannt wurde, dass sie nicht geringe Teile des Nachrichtenbetriebs im Internet mit Unterlassungserklärungen überzogen hat, die sich mit abgedruckten Passagen aus ihrem Buch „Jenseits des Protokolls“ in der „Bild“-Zeitung fortsetzte und mit Sicherheit ihrem Höhepunkt – Auftritten in TV-Talkshows – erst zustrebt? Beobachter sehen Wulffs geballte Bekenntnisse als PR-Kampagne für ihr Buch. Die wäre fürs erste gelungen, der Titel verkauft sich blendend. Zudem hat Bettina Wulff sich nach eigenen Angaben als PR-Beraterin selbstständig gemacht. Mag sein, sie klappert auch für ihr neues Handwerk.

Wenn es ihr darum ginge, spielte sie allerdings mit hohem Risiko. Das Herumreiten auf einem Gerücht, das kaum jemanden noch interessierte, die Einblicke in ihr Seelen- und Familienleben und den Zustand ihrer Ehe mit dem Expräsidenten, die Betonung von „Eigenständigkeit“ nach den zu besseren Zeiten verbreiteten Bildern ebenso glamouröser wie trauter Eintracht – hinter all dem steckt Kalkül. Dieses aber wirkt übertrieben und hilflos. Es wird ihr Image auch nicht zum Besseren korrigieren. Vielmehr passt all dies nur allzu gut zum Gesamteindruck moralischer und ästhetischer Unsicherheit, die Bettina Wulffs Ehemann im Umgang mit seinen verhängnisvollen Affären an den Tag gelegt hat.