Wenn das Geld knapp ist, müssen die Strukturen stimmen und flexibel sein

Auf den ersten Blick scheint der Fall ziemlich klar: Die engagierten Amateure einer Theatergruppe stehen plötzlich ohne die organisatorische Unterstützung der Kommune da. So sieht es nicht nur beim Leonberger Ensemble Bühne 16, sondern bei verschiedenen freien Formationen aus, die künftig nicht mehr mit dem gewohnten Service bei lästigen wie teuren Begleiterscheinungen wie Kartenvorverkauf, Werbung oder Saalbuchung rechnen können.

 

Noch ein Tiefschlag für die freie Kultur, die es ohnehin schwer genug hat? Das könnte man meinen, besonders wenn man sich die Summen anschaut, mit denen staatliche Opern, Schauspielhäuser oder Galerien subventioniert werden. Solcherlei millionenschwere Aufgaben haben mittlere Städte wie Leonberg nicht, gleichwohl ist gerade in der sogenannten Provinz Kulturförderung ein wesentliches Thema. Jeder, der sich hier engagiert, sollte hochwillkommen sein. Und wenn es eine Gruppe schafft, jedes Jahr mit einer eigenen Produktion aufzuwarten, ist dies aller Anerkennung wert. Die sollte sich nicht nur auf gute Worte beschränken.

Die Kommunen hängen am Tropf

Hauptproblem, und da ist egal, ob es um Kultur in Korntal-Münchingen, Leonberg oder Stuttgart geht, ist das fehlende Geld. Die Kommunen hängen am Tropf. Bundespolitische Vorgaben wie der Rechtsanspruch auf einen Kindergartenplatz oder die Betreuung von Flüchtlingen, gepaart mit immer neuen Auflagen, lassen den Kämmerern kaum Handlungsspielraum. Die sperrigen Begriffe Pflichtaufgaben und freiwillige Leistungen stecken den Rahmen ab, was geht und was nicht.

Insofern hat es natürlich mit Sparen zu tun, wenn bei der Stadt Leonberg organisatorische Leistungen für Kulturvereine heruntergefahren werden. Auch die kosten Geld und Personal. Es stieße wahrscheinlich auf mehr Verständnis, würde man das klar so sagen, anstatt in Neudeutsch-Sprech von „Optimierungen und Straffungen“ zu reden.

Von Verwaltungszwängen befreien

Wobei es in der Kulturarbeit bei der Stadtverwaltung durchaus Optimierungsbedarf gibt. Der ist in erster Linie struktureller Natur. Die 50 000 -Einwohner-Stadt leistet sich sowohl ein Veranstaltungsmanagement als auch ein Kulturamt, das ebenfalls Veranstaltungen macht. Wäre es da nicht zielführender, diesen Bereich zu bündeln und von Verwaltungszwängen zu befreien, die Kreativität und Eigeninitiative behindern?

Noch so eine Behördenspezialität sind die Vereinsförderrichtlinien. Natürlich ist es richtig, dass es bei der Unterstützung der Vereine gerecht zugeht. Aber sind alle Vereine miteinander zu vergleichen? Sport, Kultur, politische Arbeit, Heimatpflege – das Spektrum ist so breit, dass es kaum möglich erscheint, alles unter einen Hut zu bringen.

Praktische Förderung ohne Richtlinien

Dabei gibt es gerade jetzt eine Vereinsförderung, die mit den offiziellen Richtlinien überhaupt nichts zu tun hat: An den vier Wochenenden vor Weihnachten können die Vereine im Adventsdörfle Speisen und Getränke verkaufen, ein Modell, das auch in Ditzingen praktiziert wird. Die Erlöse sind gut, die Vereine sind sehr zufrieden. Das Adventsdörfle ist aber keine Aktion des Kulturamtes, sondern des Citymanagements.

Das nahende Ausscheiden des Kulturamtsleiters ist ein guter Anlass, die bisherigen Strukturen zu überdenken. Denn das Geld wird weniger, nicht mehr. Umso wichtiger ist es, das vorhandene Personal dort einzusetzen, wo der Bedarf am größten und die Ergebnisse am effektivsten sind. Dann wäre es auch möglich, das große Engagement, das nicht nur in Leonberg zu beobachten ist, so zu begleiten, dass allen gedient ist.