Die Aktienkurse sinken deutlich, weil die Unsicherheit auf vielen Märkten wächst – kommentiert StZ-Korrespondent Klaus D. Oehler.

Korrespondenten: Klaus D. Oehler (kdo)

Frankfurt - Ist es nur eine normale und lange erwartete Korrektur, oder weiten sich die Kursverluste an den weltweiten Börsen zu einem neuen Crash aus? Das ist die spannende Frage, die Anleger derzeit beschäftigt. Eine klare Antwort darauf gibt es nicht. Schon seit einigen Wochen zeichnete sich eine Trendwende ab, denn die politischen Risiken durch die Ukraine-Krise, den Vormarsch der IS-Aktivisten in Syrien und Irak bis an die türkische Grenze hatte die Stimmung bereits eingetrübt. Jetzt kommen die Sorgen vor einer Ausweitung der Ebola-Seuche nach Europa oder die USA hinzu. Und nicht zuletzt die Befürchtung, dass die Euro-Krise wieder aufleben und der alte Kontinent in die Rezession zurück fallen könnte.

 

Das ist ein gefährlicher Cocktail, der den Anlegern überhaupt nicht schmeckt. An den Börsen werden schließlich vor allem Erwartungen gehandelt und Unsicherheit ist Gift für die Märkte. Im Augenblick ist aber viel Unsicherheit vorhanden, so dass auch ein weiterer Kursrutsch nicht auszuschließen ist. Dabei darf man nicht vergessen, dass der bisherige Aufwärtstrend an den Börsen zu einem großen Teil auf fehlende Anlagealternativen zurückzuführen war. Weil „sichere“ Anlagen aufgrund der anhaltenden Niedrigzinspolitik keine Rendite abwerfen, blieben Aktien als einziges Zugpferd. Doch die diversen Krisen, die Angst vor Rezession oder gar Deflation in Europa, der Boykott Russlands, die Abschwächung in China - all das lässt für die Unternehmensgewinne in den kommenden Monaten nicht viel Gutes erwarten.

Wie geht es weiter? Entscheidend für den weiteren Kursverlauf ist, wann die Panik wieder geringer wird. Denn es gibt durchaus auch positive Anzeichen aus Sicht der Aktienbesitzer. Viele Unternehmen lassen sich von den Krisen kaum beeinflussen - der Autobauer Daimler etwa peilt sogar mehr Gewinn an als bisher erwartet. Die Konjunktursorgen geben den Investoren zudem die Gewissheit, dass die Geldpolitik der Notenbanken, zumindest in Europa, noch längere Zeit locker bleiben wird, an Kapital wird es also nicht mangeln. Und dann könnten auch Aktien wieder zum Zugpferd werden.