Die blutig zu Ende gegangene Geiselnahme in Algerien ist eine Mahnung an Europa. Das Zurückdrängen der Extremisten in Nordafrika ist im ureignen Interesse Europas, meint StZ-Redakteur Knut Krohn.

Korrespondenten: Knut Krohn (kkr)

Algerien - Die blutig zu Ende gegangene Geiselnahme in Algerien ist eine Mahnung an Europa. Zu lange wurde Nordafrika ignoriert. Es ist kein Geheimnis, dass islamistische Milizen seit Jahren in der Sahara aktiv sind. Die menschenleere Wüste mit ihren kaum zu kontrollierenden Grenzen ist ein ideales Rückzugsgebiet für die Terroristen. Die können sich dort fast ungehindert bewegen, weil ihnen lediglich schlecht ausgebildete und unmotivierte Sicherheitskräfte entgegenstehen. Deshalb konnte ein ganzer Konvoi von Angreifern unentdeckt Hunderte von Kilometer zurücklegen und ungehindert in das Gasfeld in In Amenas eindringen.

 

Dass die Geiselnehmer ausgerechnet im Polizeistaat Algerien zugeschlagen haben, zeigt, dass den Islamisten mit unterdrückerischer Gewalt nicht beizukommen ist. Die Menschen in der Region brauchen eine Zukunft, die ihnen die eigenen Regierungen aber nicht bieten. In Algerien fließen die Milliardeneinnahmen aus dem Ölgeschäft in die Taschen von korrupten Militärs, die das Land kontrollieren. Europa muss offensiv die Zusammenarbeit mit den Regierungen in Nordafrika suchen und eine überzeugende Strategie zur Entwicklung der Krisenregion präsentieren. Es liegt im ureigenen Sicherheitsinteresse Europas, dass die Islamisten nicht noch weiter an Boden gewinnen.