Der visionäre und charismatische Steve Jobs zieht sich zurück. Den Kult um Apple muss nun sein Nachfolger Tim Cook aufrechterhalten.Ein Kommentar.

Cupertino/New York - Die Technologiebranche verliert ihren Visionär: der Apple-Gründer und -Chef Steve Jobs tritt zurück. Er löst damit wie wohl kein anderer Unternehmer der jüngeren Zeit weltweit Emotionen aus. Fans des Managers beklagen seinen Abgang auf Facebook und Twitter, Mitarbeiter in Apple-Geschäften haben sich mit Umarmungen getröstet, und Investoren haben den Börsenkurs in Frankfurt und New York zwischenzeitlich nach unten gedrückt. Sie alle befürchten, dass Apple ohne Steve Jobs nicht mehr das sein wird, was es unter ihm geworden ist, nämlich der wertvollste Technologiekonzern der Welt.

 

Jobs gehört zu einer Generation von Garagenunternehmern, die mit einer genialen Idee den IT-Markt revolutioniert haben. Mit dem iPhone erfand der Apple-Chef 2007 die Geräteklasse der Smartphones und läutete damit eine neue Ära auf dem Handymarkt ein. Mit den kleinen Extraprogrammen, den Apps, die es zunächst nur für das iPhone gab, begeisterte Jobs die Verbraucher und schuf wiederum einen völlig neuen Markt.

Und Anfang des vergangenen Jahres zeigte er mit seinem iPad, wie ein Gerät auszusehen hat, welches das Geschäft mit Tablet-PCs endlich in Schwung bringt. Die Schlagzahl, mit der Apple Innovationen auf den Markt bringt, quält die Konkurrenz. Ihr bleibt nichts anderes übrig, als dem Pionier hinterherzuhecheln und möglichst schnell vergleichbare Produkte auf den Markt zu bringen. Haben sie das geschafft, ist Apple schon wieder einen Schritt weiter. Ähnliche Wellen wie die Ideen des kalifornischen Unternehmens schlug jüngst lediglich Facebook. Dessen Gründer Mark Zuckerberg hat mit seiner Internetplattform einen neuen Weg der Kommunikation geschaffen.

Es muss auch ohne Jobs weitergehen

Bahnbrechende Innovationen wie jene von Jobs und Zuckerberg sind Meilensteine nicht nur der Wirtschaftsgeschichte. Der Erfolg ihrer Unternehmen ist eng mit dem Namen der Firmengründer verbunden. Ziehen sie sich aus dem operativen Geschäft zurück, ist die Unsicherheit oft groß. Doch der Blick zurück zu den Pionieren der Vergangenheit zeigt: Der Abgang eines Gründers bedeutet nicht automatisch den Untergang eines Unternehmens. In der traditionellen Wirtschaft stehen Namen wie Robert Bosch und Gottlieb Daimler für einschneidende Neuerungen. Heute führen Manager erfolgreich das Geschäft.

Auch bei Apple wird es ohne den Firmengründer Steve Jobs weitergehen. Denn der Konzern aus Kalifornien hat ein überzeugendes Geschäftsmodell. Von den Apps über die Software bis zur Hardware kommt bei Apple alles aus einer Hand - ein Grund dafür, dass die Technik reibungslos funktioniert. So überzeugen die Geräte oft auch jene, denen der Hype um Apple, die Inszenierung der neuen Produkte und der Personenkult um Steve Jobs gegen den Strich gehen. Vielleicht ist Apple deshalb vorläufig noch vor einem schlechten Image gefeit, wie es etwa Microsoft wegen seiner Monopolstellung bei PC-Betriebssystemen hat.

Dabei kämpft auch der Konzern aus Cupertino zur Festigung seiner Stellung mit harten Bandagen. Seinen Nutzern etwa erlaubt der Konzern nicht, bei einem anderen Anbieter Apps oder Musik einzukaufen. Und seinen Geschäftspartnern will er die Bedingungen für eine Zusammenarbeit diktieren. Wer nicht spurt, kommt mit Apple eben nicht ins Geschäft. Auch juristische Auseinandersetzungen scheut das Unternehmen nicht: mit Samsung, HTC, Motorola und Nokia trafen sich die Kalifornier bereits vor dem Gericht. So wird die Liste der Gegner immer länger.

Um zumindest die Verbraucher bei Laune zu halten, muss Apple ständig neue Produkte auf den Markt bringen. Nur so kann der neue Chef Tim Cook den Kult um Apple weiter aufrechterhalten und den Mythos um Steve Jobs weiter befeuern. Der wird auch in Zukunft ein wachsames Auge auf sein Unternehmen haben.