Vom Urteil gegen Samsung könnten mit Microsoft und Nokia zwei profitieren, die sich auf dem Mobilmarkt bislang eher schwertun, meint StZ-Redakteur Alexander Günzler.

Stuttgart - Bei Google hatte man das Unheil für Samsung lange kommen sehen. Laut Gerichtsdokumenten soll der Internetriese bereits im Februar 2010 an seinen Geschäftspartner Samsung appelliert haben, seine Mobilgeräte – von denen die meisten unter Googles Betriebssystem Android laufen – deutlicher vom Aussehen der Apple-Geräte abzuheben. Der Misserfolg dieses Appells ist bekannt. Insofern ist es nicht verwunderlich, dass Google nun nicht an der Seite von Samsung gegen Apple kämpfen will, sondern lieber beschwichtigt: Die meisten betroffenen Patente und Designmuster hätten keine Verbindung zum Kern des Android-Systems.

 

Doch die rechtliche Lage lässt anderes vermuten: laut Gerichtsentscheidungen rund um den Globus verletzt Android bis zu 15 Patente von Apple und anderen. Dies betrifft neben Samsung eine Reihe weiterer Hersteller, von denen keiner auch nur annähernd so finanzstark ist wie der koreanische Smartphone-Weltmarktführer, der eine Schadenersatzzahlung in Milliardenhöhe recht gut wegstecken kann. Insofern dürfte die Verunsicherung in der Android-Szene nach dem Patenturteil und der lauwarmen Verteidigung aus dem Hause Google durchaus groß sein.

Microsoft und Nokia könnten profitieren

Die lachenden Dritten könnten dabei zwei sein, die sich bislang äußerst schwertun mit der Eroberung des mobilen Marktes: Microsoft und Nokia. So ist das Betriebssystem Windows Phone von Microsoft durch rechtliche Vereinbarungen mit Apple vor Patentklagen weitgehend geschützt und kann auch sonst nicht mit Apples Produkten verwechselt werden. Zudem gilt die Software als innovativ und hat bereits viele gute Noten von Produkttestern erhalten. Gut möglich also, dass dies den einen oder anderen Hersteller von Android-Geräten bewegen könnte die Seiten zu wechseln. Ein möglicher Verkaufsstopp für Samsung könnte zudem Raum für Nokia schaffen – setzen die Finnen bei ihren Geräten doch inzwischen fast vollständig auf das Microsoft-Betriebssystem.