Die ARD-Talker haben ihre neuen Sendeplätze eingenommen - und machen weiter wie bisher. Das war nicht anders zu erwarten.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Stuttgart - Die erste Woche, in der die ARD ihre neue Talk-Schiene präsentierte, ist um. Die Kollegen Maischberger, Will, Beckmann und Plasberg haben brav ihre neuen Sendeplätze eingenommen – und weitergemacht wie bisher. Enthüllungen? Aufreger der Woche? Fehlanzeige. Aber wer das erwartet hat, sollte keine Talkshows im deutschen TV einschalten. Dass die Terminverschiebungen das Genre revolutionieren könnten – auch dies war vielleicht eher eine verzweifelte als berechtigte Hoffnung der Medienkritiker.

 

Immerhin: eine wagte einen Aufbruch. Naja, ein Aufbrüchchen: Anne Will beginnt nun mit einem Einzelgast und erweitert dann nach und nach die Runde. Bei ihrem Thema „Wut im Bauch?“ zur neuen Jugendgewalt, ging das solange gut, bis der erste Politiker in Person von Edmund Stoiber hinzustieß. Wirkte das Gespräch bis dahin frisch und durch die Beiträge des Rappers Sido unkonventionell, purzelte Stoiber sofort eine Worthülse nach der anderen aus dem Mund. Sido kapitulierte zu Recht: „ Ich versteh kein Wort.“

Dass Will diejenige ist, die den größten Schwund bei den Zuschauern erdulden muss – ihre Quote sank von ihren sonntags bislang erzielten 14,1 auf 8,4 Prozent –, war ebenfalls keine Überraschung. Auch Plasberg hat ein dickes Minus gemacht (9,6 statt 12,7 Prozent), doch immerhin ist es ihm gelungen, über die schwachen acht Prozent, die der Montagabend im Ersten sonst erreicht, hinauszuwachsen, und das trotz seines gut abgehangenen Themas „Patchworkfamilien“. Bei Maischberger und Beckmann waren die Verluste minimal. Die Zuschauer zaudern noch – eine Gewohnheit entsteht nicht von heute auf morgen. Fernsehzuschauer lieben nun mal Rituale. Davon wird Günther Jauch am kommenden Sonntag in hohem Maße profitieren.