Ecuador will Julian Assange politisches Asyl gewähren. Der Gründer von Wikileaks ist ein Mann, der eigene und fremde Interessen mit zweierlei Maß misst, meint Christian Gottschalk.

Politik/ Baden-Württemberg: Christian Gottschalk (cgo)

Stuttgart - Wikileaks-Gründer Julian Assange und Ecuadors Präsident Raphael Correa sind persönliche Freunde. Beide haben ein gespanntes Verhältnis zu den USA, vorsichtig ausgedrückt. Es ist daher gar nicht so sehr verwunderlich, dass Correa einen gewaltigen diplomatischen Konflikt mit Großbritannien in Kauf nimmt und der Argumentation seines Freundes folgt, auch wenn die hanebüchen ist. Assange wehrt sich gegen die Auslieferung nach Schweden mit der Begründung, dass ihm in den USA die Todesstrafe drohe

 

Niemand sagt, dass er von Schweden aus über den Atlantik gebracht werden soll. Niemand kann ernsthaft glauben, dass schwedische Gerichte diesen Einwand nicht prüften, sollte er je zur Prüfung anstehen. Schweden ist ein Rechtsstaat, in dem Assange nichts zu befürchten hätte, besäße er eine weiße Weste. Genau an dieser Unschuld bestehen erhebliche Zweifel – und die haben nichts mit der Tätigkeit als Enthüller zu tun, auch wenn das seine Sympathisanten zu suggerieren versuchen. Assange hat Regierungen in aller Welt bloßgestellt, indem er ans Licht brachte, was diese lieber geheim gehalten hätten. Er ist dem Credo gefolgt, dass Offenheit und Transparenz über alles gehe. Das hat vielen gefallen. Nun verwendet Assange alle Kraft darauf, dass sein eigenes Handeln im Trüben bleibt. Das kann niemandem mehr gefallen.