Mit einem Vorstandsbeschluss zum angeblichen Ausstieg aus dem geplanten Pumpspeicherkraftwerk Atdorf will die RWE Druck auf die Politik machen, meint StZ-Redakteur Wolfgang Messner.

Stuttgart - Der Beschluss des RWE-Vorstands, die Pläne für Atdorf auf Eis zu legen, muss mit Vorsicht genossen werden. Allem Anschein nach handelt es sich um ein Manöver des Energiekonzerns, kurz vor der Bundestagswahl Druck auf Politiker aller Parteien auszuüben.

 

Die Botschaft lautet: egal, wer künftig regiert, ohne Subventionen wird es keine Pumpspeicherkraftwerke mehr geben. Denn derzeit rechnet sich der Bau von derartigen Milliardenprojekten nicht.

Wie anders war es vor der Energiewende, als es nachts noch ausreichend billigen Atomstrom gab und in den Mittagsstunden noch kein Überangebot an Energie aus Windkraft und Fotovoltaik drohte. Diesen Zeiten trauern die traditionell vom Staat gehätschelten Energieriesen hinterher.

Staatliche Förderung soll das wirtschaftliche Risiko mildern

Schon länger versuchen sie deshalb, wie in der Vergangenheit bei Kohle, Erdgas und Atomkraft jetzt im Zukunftssegment der Energiespeicherung eine staatliche Förderung einzuheimsen. Die soll ihnen das wirtschaftliche Risiko mildern und ähnlich große Gewinne wie in den anderen Geschäftsfeldern sichern.

Ob es den vier RWE-Vorständen um den neuen Chef Peter Terium wirklich ernst mit einem Ausstieg ist, darf bezweifelt werden. Dafür spricht auch, unter welch merkwürdigen Umständen der Beschluss ans Licht kam. Wieso wurde er nicht offen kommuniziert ? Wieso wird er nicht einmal von RWE selbst bestätigt?

Wurde der Vorstoß mit dem gleichberechtigten Partner EnBW abgestimmt? Hier bestehen Verträge, die eingehalten werden müssen. Das Planfeststellungsverfahren läuft. Nicht zuletzt steht hinter der EnBW eine grün-rote Landesregierung als Miteigentümerin, deren Umweltminister Franz Untersteller die Realisierung von Atdorf zu seinem ureigensten Anliegen erkoren hat. Da gibt man nicht so einfach auf.