Der Schienenverkehr muss zuverlässiger werden. Sonst wird eine nachhaltigere Mobilität nicht gelingen, meint Thomas Wüpper.

Korrespondenten: Thomas Wüpper (wüp)

Stuttgart - Es sind wieder mal turbulente Zeiten für die Deutsche Bahn AG sowie Hunderttausende Zugreisende und Pendler. Schlimmer hätte es für den größten Staatskonzern kaum kommen können. Der größte Fahrplanwechsel der DB-Geschichte und der Start der Prestigestrecke Berlin-München werden von Chaos-Tagen begleitet, die das Image des Unternehmens und des deutschen Schienenverkehrs weiter ramponieren.

 

Klar ist: So kann es bei der Bahn nicht weitergehen. Denn die Probleme liegen tiefer als es den Anschein hat. Mit dem komplett unwirtschaftlichen Milliardenprojekt Stuttgart 21, dessen Kosten- und Terminplanungen immer weiter aus dem Ruder laufen, steuert das ohnehin problembeladene Bundesunternehmen auf ein ökonomisches Desaster zu. Wer die Mehrkosten von bereits über drei Milliarden Euro tragen soll, ist völlig ungeklärt.

Dürftiger Service und teure Großprojekte voller Risiken

Verantwortlich für den größten Staatskonzern ist der Bund als Eigentümer. Die neue Regierung muss die Bahn zur Chefsache machen. Eine Neuausrichtung der Bahnpolitik und des Konzerns mit Weitblick, hin zu mehr Nachhaltigkeit ist überfällig. Der Schienenverkehr kostet die Steuerzahler jedes Jahr viele Milliarden Euro an Zuschüssen. Trotzdem macht die Bahn von sich reden mit unzuverlässigen Zugverbindungen und Reiseinformationen, dürftigen Service und teuren Großprojekten voller Risiken. Natürlich ist es Pech für die DB-Manager, dass nun Wintereinbruch und massive Technikprobleme zusammenkommen. Doch früher fuhren Züge bei jedem Wetter, die Bundesbahn warb sogar damit. Heute sind Fahrzeuge und Netz so anfällig, dass Eis und Schnee zu Chaos führen. Es fehlen offenbar robuste und zuverlässige Technik und Systeme, es fehlt an Wartung, an Werkstätten, an Personal und an Ersatzfahrzeugen.

Es gibt viele Stellschrauben für einen verlässlichen Bahnverkehr. In erster Linie aber muss die Bundesregierung endlich eine Verkehrspolitik umsetzen, die den flächendeckenden und umweltschonenden Schienenverkehr in den Mittelpunkt künftiger Mobilität stellt.