„20 Prozent auf alles – außer Tiernahrung“ – die Billigstrategie von Praktiker ist nicht aufgegangen. Die Rechnung zahlen die Mitarbeiter, findet StZ-Wirtschaftskorrespondent Klaus Dieter Oehler.

Frankfurt - Albrecht Hornbachs Wunsch ist in Erfüllung gegangen. Ende Mai hatte der Aufsichtsratschef der gemessen am Umsatz drittgrößten Baumarktkette Deutschlands auf besseres Wetter gehofft, denn der lange Winter und das verregnete Frühjahr hatten der Branche den Jahresauftakt gründlich verhagelt. Doch während Hornbach den späten Sommeranfang in seinen Bau- und Gartenmärkten zur Aufholjagd nutzt, hat der Konkurrent Praktiker sofort den Sommerschlussverkauf ausgerufen – es könnte der letzte gewesen sein. Preissenkungen von 30 Prozent für Gartenmöbel und Grillgeräte sollten die Kunden in die Märkte locken, eine für das Unternehmen seit Jahren bekannte Strategie. Doch der jahrelange Preiskampf, den immer wieder Praktiker angeführt hat, ging an die Substanz.

 

Etliche Kehrtwenden und Vorstandswechsel brachten keine Besserung. Praktiker, das prägte sich bei den Verbrauchern ein, kann vor allem billig, sonst eher wenig. Regelmäßig wurden die Märkte des saarländischen Billigheimers mit schlechten Noten bei Service und Qualität ausgezeichnet. Das ist fatal in einer Branche, die ohnehin mit Überkapazitäten zu kämpfen hat, in der man Wachstum nur dadurch erzielen kann, dass man der Konkurrenz Marktanteile abjagt. Viel zu spät haben die Verantwortlichen bei Praktiker erkannt, dass die deutschen Heimwerker und Gartenfreunde nicht nur auf den Preis schauen, sondern auch in den großen Märkten gut beraten werden wollen. Der Umstieg auf die besser positionierte Schwestermarke Max Bahr, die Praktiker vor Jahren übernommen hat, ging zu langsam vor sich. Private Kunden, aber auch Handwerker, haben jede Rabattaktion von Praktiker genutzt, das Unternehmen konnte dabei nicht verdienen.

Die Prognose für die weitere Zukunft kann daher nicht gut ausfallen – das hat offenbar auch der Vorstand eingesehen. Bitter ist das nicht nur für die Aktionäre, sondern vor allem für die knapp 20 000 Mitarbeiter, die jetzt um ihre Jobs bangen müssen. Die Konkurrenten dürften sich dagegen freuen, dass nun ein Wettbewerber wegfallen könnte. Schließlich werden die Überkapazitäten in der Branche auf 30 Prozent geschätzt.