Energie aus Mais und Weizen ist sinnvoll, aber nur im kleinen Maßstab. Trotzdem muss die Politik die Rolle der Bioenergie in der Energiewende neu bewerten. Ein Kommentar von Alexander Mäder

Stuttgart - Wenn es nur um die Energieausbeute ginge, müsste man auf den Äckern Solarzellen aufstellen. Sie liefern deutlich mehr Energie als der Mais oder Raps, der dort angebaut wird, um Biosprit herzustellen. In manchen Fällen kommt mit dem Bioethanol nur wenig mehr Energie in den Tank, als bei der Herstellung des Treibstoffs verbraucht wurde. Bei Solarzellen ist die Energieausbeute hingegen siebenmal höher als die Energieinvestition. Die Fotosynthese, mit der Pflanzen Energie produzieren, ist aus industrieller Sicht ein Reinfall.

 

Der Solarstrom hat aber einen Nachteil: Es gibt zu wenige Elektroautos, die er antreiben könnte. Deshalb sind Alternativen zum Benzin sinnvoll. Jetzt die europäische Richtlinie zu kippen, die auf eine zehnprozentige Beimischung von Biosprit drängt, hätte eine unerwünschte Nebenwirkung: Es würde als Signal verstanden, dass man den Benzinverbrauch toleriert – ohne Rücksicht auf den Klimaschutz und die Endlichkeit der Ölvorräte. Zudem würde man damit die Forschung abwürgen, die sich darum bemüht, die nicht essbaren Teile der Pflanzen zu verwerten oder auf andere Rohstoffe auszuweichen. Im Labor gelingt das, doch für die industrielle Praxis braucht man noch Zeit und Geld, wie das Beispiel der Firma Choren zeigt. Im vergangenen Jahr wollte sie in Sachsen eine Anlage in Betrieb nehmen, die aus Holzresten jährlich 18 Millionen Liter Biodiesel herstellt. Doch sie meldete Insolvenz an.

Preise für Weizen und Mais steigen aus mehreren Gründen

Trotzdem muss die Politik die Rolle der Bioenergie in der Energiewende neu bewerten. Der Druck wächst. Entwicklungsminister Dirk Niebel hat gefordert, E 10 auszusetzen, weil dieser Biosprit die Nahrungspreise in die Höhe treibe. Vor allem aber hat die Nationale Akademie der Wissenschaften in einem Gutachten die Schwierigkeiten der Bioenergie analysiert. Auch die Forscher heben das ethische Argument hervor, dass die Produktion von Nahrungsmitteln bei einer wachsenden Weltbevölkerung Vorrang haben sollte.

Dass derzeit die Preise für Mais und Weizen steigen, liegt natürlich nicht allein am Biosprit. Denn sie steigen auch, weil gigantische Mengen Futtermittel benötigt werden, um die steigende Fleischnachfrage zu befriedigen. Und Spekulanten tragen ihren Teil dazu bei, dass die Preise stark schwanken. Das Bundesumweltministerium verweist darauf, dass derzeit nur zwei bis drei Prozent der Ackerflächen weltweit genutzt würden, um Pflanzen für die Spritproduktion anzubauen. Das ist zu wenig, um die hohen Preise zu erklären.

Konkurrenz zwischen Tank und Teller wird sich verschärfen

Doch es soll mehr Biosprit produziert werden – dem Klima zuliebe. Die Konkurrenz zwischen Tank und Teller wird sich also verschärfen, wenn man nicht gegensteuert und die überzogenen Ziele korrigiert. Es ist ja nicht so, dass man sonst keine Möglichkeiten hätte, den Straßenverkehr klimaschonender zu gestalten. Es gibt effiziente Autos, die wenig Benzin verbrauchen, und die Hersteller sind gehalten, den CO2-Ausstoß weiter zu senken. Und immer wieder bieten sich Busse, Bahnen, Carsharing oder das Fahrrad als Alternative an.

Die Expertise der Nationalen Akademie der Wissenschaften zeigt aber auch Optionen auf, in denen sich Bioenergie sinnvoll nutzen lässt. Ein in Deutschland bereits praktiziertes Beispiel, das an der Universität Hohenheim erforscht wird, nutzt das Getreide Triticale zur Herstellung von Bioethanol. Wenn auf einem Teil des Ackers zudem Mais angebaut wird, kann dieser Mais zusammen mit etwas Triticale-Stroh dazu verwendet werden, Biogas herzustellen, das genug Strom und Wärme liefert, um den Alkohol zu destillieren. Mittelständische Brennereien hätten dafür genügend Kapazitäten frei. Die Überreste an Biomasse gehen als Dünger zurück aufs Feld. Auf diese Weise holt man das Achtfache der Energie aus dem Biosprit – und schlägt sogar die Solarzellen auf dem Acker.