Die Hauptstädte der künftigen EU 27 ziehen an einem Strang. So viel Einmütigkeit wie jetzt gab es selten in letzter Zeit, kommentiert Brüssel-Korrespondent Markus Grabitz.

Korrespondenten: Markus Grabitz (mgr)

Brüssel/Stuttgart - Endlich einmal wieder gute Nachrichten aus Brüssel. Die EU 27, also die Hauptstädte des künftigen Europas, gehen untergehakt in die Brexit-Verhandlungen. So viel Einmütigkeit wie jetzt, da die Gespräche mit London unmittelbar bevorstehen, gab es selten in letzter Zeit. Das Gefühl, dass es etwas zu verteidigen gibt, dass Milliarden auf dem Spiel stehen, all das schweißt die Regierungschefs zusammen.

 

Beim Brexit wird es zwar keine Gewinner geben. Auch die EU der 27 wird Federn lassen, wenn mit London der zweitgrößte Nettozahler und die zweitgrößte Volkswirtschaft von Bord geht. Doch der Eindruck verstärkt sich, dass zumindest der Weg, den die Briten gehen, steiniger wird. Dies dürfte den Wunsch von EU-Kritikern anderswo dämpfen, es den Briten nachzutun. Auch sonst läuft es gerade gut: Meinungsumfragen ergeben, dass die Zustimmung der Bürger zur EU wieder steigt.

Inzwischen ist wieder der Wert wie vor Ausbruch der Finanzkrise 2008 erreicht. Wobei 58 Prozent Zustimmung immer noch erschreckend niedrig sind und ein Ansporn sein müssen, besser zu werden. Auch im Streit zwischen Brüssel und Budapest stehen die Zeichen auf Entspannung: Viktor Orban hat offensichtlich erkannt, dass er mit dem Drangsalieren der prestigeträchtigen CEU-Hochschule den Bogen überspannt hat. Orban signalisiert, dass er auf dem Rückzug ist.

Die Kommission sollte aus seiner Demutsgeste die richtigen Schlüsse ziehen. Dem Populisten geht es nur ums Zündeln. Er braucht die EU und die Milliarden aus Brüssel. Der Umgang mit ihm darf künftig also ruhig ein wenig robuster sein.