Der Stuttgarter Pharma-Großhändler Celesio will den Konfrontationskurs gegenüber den Apothekern aufgeben. Ein richtiger Schritt.

Wissen/Gesundheit: Werner Ludwig (lud)

Stuttgart - Der Sparzwang in den staatlichen Gesundheitssystemen wird weiter wachsen. Während die Menschen immer älter werden, haben viele Staaten angesichts einer erdrückenden Schuldenlast immer weniger Geld für die medizinische Versorgung ihrer Bürger. Die Überlegung des früheren Celesio-Chefs Fritz Oesterle, neue Geschäftsfelder außerhalb der staatlich reglementierten Märkte zu suchen, war deshalb auch schon vor der Eurokrise richtig. Doch der Markterfolg der von Oesterle ins Leben gerufenen Dienstleistungstöchter oder der Versandapotheke Doc Morris ist bis jetzt hinter den Erwartungen zurückgeblieben und hat das Ergebnis durch hohe Abschreibungen und Anlaufverluste belastet. Möglicherweise wäre Oesterles Strategie aufgegangen, wenn der Großaktionär Haniel ihm mehr Zeit gelassen hätte.

 

Klären lässt sich das nicht mehr, denn sein Nachfolger Markus Pinger zieht nun zumindest bei einem Teil der Oesterle-Projekte die Reißleine und will stattdessen das Kerngeschäft stärken und Kosten senken. Die Strategie des neuen Chefs lässt aber noch einige Fragen offen. So leuchtet es nicht auf Anhieb ein, warum Pinger einerseits den Logistikdienstleister Movianto verkaufen, Celesio aber auf der anderen Seite zum Komplettanbieter in allen Logistikfragen ausbauen will. Fraglich ist auch, ob sich genügend Apotheker, die sich als selbstständige Unternehmer verstehen, den Einkauf und die Bewirtschaftung ihres Lagers aus der Hand nehmen lassen. Dagegen spricht einiges für Pingers Ansatz, die Apotheken partnerschaftlich in den Versandhandel einzubinden – und dafür in Deutschland notfalls auch die Marke Doc Morris einzumotten. Denn der Konflikt mit den Apothekern, den sich Oesterle mit dem Doc-Morris-Kauf eingebrockt hat, hat dem Ansehen bei der wichtigsten Kundengruppe geschadet.