Das Strafmaß gegen Taylor soll andere politische Verbrecher abschrecken, kommentiert der StZ-Afrika-Korrespondent Johannes Dieterich.

Den Haag - Zuerst die gute Nachricht. Charles Taylor, einer der schlimmsten Schlächter Afrikas, wird wohl für den Rest seines Lebens hinter Gittern sitzen. Ein internationales Tribunal verurteilte den liberianischen Ex-Präsidenten zu 50 Jahren Haft; es ist das erste Mal seit dem Zweiten Weltkrieg, dass ein einstiger Staatschef für während seiner Amtszeit begangene Verbrechen zur Verantwortung gezogen wird. Das Urteil bedeutet einen weiteren Meilenstein im Vormarsch der Menschenrechtsanwälte gegen die Straflosigkeit skrupelloser Machthaber: Zittert, ihr Assads, Mugabes oder wie ihr auch immer heißen möget!

 

Die schlechte Nachricht ist; ein Meilenstein ist noch nicht das Ziel. Selbst Charles Taylor wurde nur für einen Bruchteil seiner Verbrechen inhaftiert: Hätte sich der Kriegsfürst nicht nur der Beihilfe der in seinem Nachbarland Sierra Leone begangenen Verbrechen, sondern der Anordnung und Planung mannigfacher Gräueltaten in seiner eigenen Heimat verantworten müssen, bräuchte er wohl sieben Leben, um das Strafmaß absitzen zu können. In Liberia will man jedoch von Strafverfolgung noch nichts wissen. Dort soll der Mantel des Schweigens über die Opfer geworfen werden, sagen die neuen Machthaber. Dass sie damit vor allem sich und ihre brüchige Ordnung schützen wollen, sagen sie nicht.