Ein weiterer Discounter in Untertürkheim würde die Strukturprobleme nicht minimieren, sondern vergrößern, meint StZ-Autor Jörg Nauke. Der Umgang der Stadt mit den Cap-Märkten sei unwürdig.

Stuttgart - Die Rathausspitze sieht sich nicht zum ersten Mal dem Vorwurf ausgesetzt, sie kümmere sich in erster Linie um innerstädtische Belange. Die stiefmütterliche Behandlung von Randbezirken wie etwa Ober- oder Untertürkheim äußert sich durch einen an Auszehrung leidenden Einzelhandel und eine unerträgliche Dominanz von Fressbuden und Spielhallen.

 

Vor diesem Hintergrund ausgerechnet für einen Discounter die planerischen Voraussetzungen schaffen zu wollen, in der Hoffnung, er könnte den Abwärtstrend stoppen, ist absurd und folgerichtig auf erfolgreichen Widerstand gestoßen, der jetzt endlich in eine Erklärung der Gemeinderatsmehrheit mündete, das Vorhaben nicht zu genehmigen. Der Discounter erweist Untertürkheim nur einen Dienst, wenn er das Postgebäude an die Stadt verkaufen würde, damit Läden ausgewiesen und günstig vermietet werden könnten.

Ramsch in den Regalen

Das wäre wahrlich ein besserer Auftakt für den Masterplan, mit dem die Verwaltung die Revitalisierung in Gang bringen will als mehr Ramsch in mehr Regalen. Unerträglich ist der fehlende Respekt der Stadt gegenüber den Betreibern der Cap-Märkte, die nicht nur die einzigen Versorger vor Ort sind, sondern mit ihrem Bringdienst auch die schwächeren Mitbürger umsorgen und mit der Beschäftigung behinderter Menschen einen unschätzbaren Dienst leisten. OB Kuhn sollte sich nicht fragen, ob solche Läden entbehrlich sein könnten, sondern warum es nur so wenige davon gibt.