Die Grünen haben vom Widerstand gegen Stuttgart 21 profitiert. Nun droht ihnen die Verengung auf ein Thema zu schaden, meint StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Die vermeintlichen Liebenden von Grünen und SPD stecken in ihrer ersten Beziehungskrise. Nur Theaterdonner ist das nicht, dringt doch den Beteiligten der Ärger aus allen Poren. Vor allem den Grünen ist das auch deutlich anzusehen. Das hat seinen Grund. Denn die Grünen stehen vor einem Dilemma. Als Hauptbeteiligte des Widerstands gegen das Projekt Stuttgart 21 haben sie sich in der öffentlichen Wahrnehmung in eine Einthemaposition manövriert, die – auch wenn sie das ungern hören – an die FDP mit ihrem ewigen Mantra von der Steuersenkung erinnert. Sie haben viel versprochen und sehen nun die Gefahr, nicht liefern zu können. Im Herbst brachte das Thema den Grünen ein erstes Stimmungshoch, das aber nach der Schlichtung wieder abflaute. Fukushima machte dann deutlich, dass die Partei mehr auf dem Tablett hat als nur den Widerstand gegen den Tiefbahnhof und die für die Infrastruktur des Landes wichtige ICE-Trasse.

 

Doch je breiter Stuttgart 21 jetzt wieder ausgewalzt wird, desto mehr geraten die Grünen in Gefahr, in die überwunden geglaubte Monothematik zurückzufallen. Zumal sie mit dem Herumeiern bei der Volksabstimmung ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel setzen. In dieser Situation hilft nur eines: sich schnell zu einigen und dann zu beweisen, dass Grün-Rot auch abseits von Stuttgart 21 etwas zu sagen vermag. Zweckbündnisse halten ohnehin länger.