Die Deutsche Bahn gerät zwei Wochen vor der Präsentation des Stresstests in die Defensive. Ein Kommentar von Thomas Braun.
   

Stuttgart - Wenn es keine plumpe Fälschung ist, was in den Bahndokumenten steht,

 
die dem "Spiegel" vorliegen

, dann erscheint die Planungsgeschichte des umstrittenen Bahnprojekts Stuttgart 21 seit heute in einem ganz neuen Licht. Demnach hat der staatseigene Bahnkonzern offenbar nachweislich über Jahre hinweg der Öffentlichkeit die wahren Investitionskosten verschwiegen, die für den Umbau des Bahnknotens in einen unterirdischen Tiefbahnhof fällig werden.

Auch das Landesparlament, die Regionalversammlung und der Stuttgarter Gemeinderat - Gremien, die sich wiederholt mit der Mehrheit von CDU, FDP und SPD für das Vorhaben ausgesprochen und die entsprechenden finanziellen Mittel gewährt haben- taten dies offenbar unter falschen Kostenannahmen. Das gern gebrauchte Argument der Projektbefürworter, Stuttgart 21 sei durch breite parlamentarische Mehrheiten demokratisch legitimiert, wäre dann jedenfalls nicht mehr viel wert. Bestärkt fühlen dürften sich die Projektgegner, die schon seit Jahren ihre Zweifel an den offiziellen Projektkosten artikuliert haben.

Knapp zwei Wochen vor der Präsentation des Stresstest-Ergebnisses hat die Bahn jedenfalls ein massives Glaubwürdigkeitsproblem: Wer bei den Kosten mit gezinkten Karten gespielt hat, darf sich nicht wundern, wenn das Misstrauen wächst.