Die Bundesbank reagiert mit der Neuordnung ihrer Goldreserve auf Bedenken vieler Bürger. Doch sie geht mit der Öffentlichkeit immer noch nicht ganz ehrlich um, kritisiert StZ-Frankfurt-Korrespondentin Barbara Schäder.

Korrespondenten: Barbara Schäder (bsa)

Frankfurt - Nach einer hitzigen Debatte über die Sicherheit der deutschen Goldreserven im Ausland holt die Bundesbank einen Teil des Schatzes nach Deutschland. Dabei besteht dafür nach ihrer eigenen Darstellung keine Notwendigkeit – das Edelmetall sei bei den Notenbanken in den USA, Frankreich und Großbritannien in besten Händen, betonte Vorstandsmitglied Carl-Ludwig Thiele. Doch die historischen Gründe für eine Lagerung großer Teile der Goldreserve außerhalb der eigenen Grenzen hätten sich erübrigt: Die Zeiten, in denen Deutschland der Frontstaat des Kalten Krieges war, sind vorbei.

 

Tatsächlich nimmt die Bundesrepublik mit der Auslagerung von rund 70 Prozent ihres Goldschatzes international eine Sonderrolle ein. Als Kriegsverlierer verfügte Deutschland 1945 über keinerlei Goldreserven, diese wurden größtenteils in den Wirtschaftswunderjahren aufgebaut, als Folge der Leistungsbilanzüberschüsse gegenüber den USA und europäischen Nachbarländern.

Internationale Sonderrolle

Im damaligen System fixer Wechselkurse erwirtschaftete die Bundesrepublik dadurch Ansprüche auf ausländische Währungen, die in Gold umgewandelt wurden. Dieses Gold blieb der Einfachheit halber im Ausland, auch damit es im Notfall schnell wieder in Devisen umgetauscht werden konnte.



Alle diese Beweggründe haben heute an Bedeutung verloren, dementsprechend rückten mögliche Nachteile der Lagerung im Ausland in den Vordergrund. Im Mittelpunkt steht dabei die Frage, ob die ausländischen Notenbanken heimlich deutsches Gold veruntreuen könnten.

Ist ein solches Misstrauen einmal gesät, lässt es sich schwer zerstreuen. Und das Vertrauen der Bevölkerung ist das wichtigste Kapital der Bundesbank – deshalb ist es in Ordnung, wenn sie auf Bedenken eingeht, die sie selbst für unberechtigt hält. Allerdings sollte sie auch alle damit verbundenen Kosten offenlegen. Sonst setzt sie sich neuem Misstrauen aus – und macht eine ehrliche Debatte über Vor- und Nachteile der Lagerung im Ausland unmöglich.