Statt der versprochenen 100 Pedelecs gibt es nur 40 verfügbare in der Stadt. Das teure System ist noch nicht alltagstauglich, meint StZ-Lokalredakteur Wolfgang Schulz-Braunschmidt.

Stuttgart - Wer in Stuttgart aufs öffentlich geförderte Elektrofahrrad steigen möchte, der hat es schwer. Denn statt der versprochenen und mit Steuermitteln geförderten 100 gibt es gegenwärtig nur rund 40 tatsächlich verfügbare Pedelecs in der Stadt. Dies zeigt deutlich auf, dass das bereits 2011 gestartete Projekt noch längst nicht so rund wie geplant läuft. Im vergangenen Jahr wurden die ersten Elektroräder wegen erheblicher Schwierigkeiten mit Motoren und Akkus bereits nach wenigen Wochen wieder eingemottet.

 

Seit April präsentiert sich das Call-a-Bike-System in etwas besserer Form. Das liegt allerdings zum größten Teil an dem erheblich verbesserten Bedienungskonzept, das vor allem die Ausleihe eines der 400 normalen Leihräder wesentlich vereinfacht hat. Die Elektromobilität steht an den 44 Verleihstationen im Stadtgebiet allerdings noch immer nur ganz schwach unter Strom. Dabei hat das Bundesverkehrsministerium den Einsatz von 100 Pedelecs mit 1,25 Millionen Euro – also mit großzügigen 12 500 Euro je Fahrrad – gefördert. Da aber bis jetzt nur etwa die Hälfte der vorgesehenen E-Bikes im Einsatz sind, entspricht jedes Rad dem Wert eines gut ausgestatteten Mittelklassewagens. Auch die Technik spielt noch nicht richtig mit – wegen der anspruchsvollen Stuttgarter Topografie gibt es noch immer Probleme. Der Bahn ist es noch nicht gelungen, ein stabiles und wirtschaftliches E-Bike-System mit alltagstauglicher Technik auf die Räder zu stellen. Und bei 3000 kurzen Fahrten in diesem Jahr dürfte bis jetzt nur ein Bruchteil der Summe, die ein einzelnes E-Bike kostet, eingenommen worden sein.

Einer der Schwachpunkte im System sind die Stationen. Denn es ist möglich, auch normale Leihräder an den Ladeterminals für Pedelecs abzustellen und die Steckdosen damit für weitere Ladevorgänge zu blockieren. Die Bahn hat eingeräumt, dass es noch Bedarf an technischen Verbesserungen und zusätzlichen Ladestationen gibt. Sie wird sicherlich die Gelegenheit erhalten, dem Gemeinderat nach der Sommerpause ein schlüssiges Konzept zu präsentieren, das sicherstellt, dass 90 Prozent von 100 Elektrorädern ständig einsatzbereit sind.