Die EnBW wird enorm von der Laufzeit-Verlängerung der Kernkraftwerke profitieren, meint Judith Weber. Kein Grund also zur Klage.

Karlsruhe - Man dürfe als Unternehmer nicht jammern, sagte EnBW-Chef Hans-Peter Villis bei der Präsentation der vorläufigen Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr - um es kurz danach dann doch zu tun. Neue Abgaben und Steuern machten der EnBW das Leben schwer, und so komme der Karlsruher Versorger nicht umhin, Investitionen zu kürzen und kräftig zu sparen. Das zumindest ist das Bild, das Villis malt.

Und in der Tat: die EnBW hatte schon rosigere Zeiten vor sich. Allein die Brennelementesteuer wird den Energieversorger jährlich mit durchschnittlich 440 Millionen Euro belasten. Hinzu kommen die Zahlungen in den Fonds zum Ausbau der erneuerbaren Energien und von 2013 an die Zusatzbelastungen durch den vollständigen Erwerb von CO2-Zertifikaten.

Unterm Strich bleibt ein Plus


Zu jammern hat Villis aber trotzdem nichts - da hat er recht. Bei den Verhandlungen über eine Laufzeitverlängerung von Kernkraftwerken mit der Bundesregierung, die die Steuern und Abgaben nach sich zogen, saß der EnBW-Chef mit am Tisch. Die Vereinbarungen dürften den Karlsruher Versorger also nicht in den Ruin treiben. Das wäre schließlich kaum im Interesse der Politik gewesen.

Die Gewinne sprudeln künftig vielleicht nicht mehr. Doch: kein anderer Versorger in Deutschland wird von der Verlängerung der Laufzeiten für Kernkraftwerke in dem Maße profitieren wie die EnBW, die hierzulande einen der höchsten Atomstromanteile in der Branche hat. Den zusätzlichen Belastungen, die Villis beklagt, stehen also auch überdurchschnittliche Zusatzgewinne gegenüber. Unterm Strich bleibt in jedem Fall ein Plus.

Die neuen Abgaben und Steuern sind ein Beitrag der Wirtschaft zum dringend nötigen Umbau der Energielandschaft, auch wenn ein Teil davon Lücken im Haushalt stopfen soll. Bislang müssen vor allem die Verbraucher über die EEG-Umlage die Kosten für den Ausbau der erneuerbaren Energien schultern. Ein eigener Beitrag der Industrie ist nur gerecht.