Was ist der Grund und was waren die Folgen der Zugentgleisungen im Jahr 2012 im Stuttgarter Hauptbahnhof. Bundesregierung und Bahn nennen nur nach und nach Fakten. Das ist zu wenig, meint StZ-Redakteur Thomas Durchdenwald.

Stuttgart - Der geschätzte Bahn-Kunde braucht kein Hinterteil, das so empfindlich ist wie jenes der märchenhaften Prinzessin auf der Erbse, um die Ruckler bei der Ausfahrt von Gleis 8 oder 10 im Stuttgarter Hauptbahnhof zu spüren. Das tektonische Signal an den Allerwertesten ist dem Umstand geschuldet, dass im Stuttgarter Kopfbahnhof seit vier Jahren Weichenverbindungen existieren, die es so an keiner anderen größeren Station gibt und die es dort nur deshalb gibt, weil der Bahnhof für Stuttgart 21 umgebaut wird. Dass diese Situation zu den Entgleisungen im Sommer und Herbst 2012 zumindest beigetragen hat, zumindest das räumt das Bundesverkehrsministerium in seiner Antwort auf die Anfrage der Grünen nun ein.

 

Das kommt spät. Über Jahre hinweg haben Bund und Bahn versucht, sich an diesem offensichtlichen Zusammenhang vorbeizumogeln. Das – damals mehr als heute – heftig umstrittene und von Negativschlagzeilen begleitete Projekt Stuttgart 21 sollte offenbar nicht weiter belastet werden.

Und erst jetzt kommt heraus, dass die nach den Entgleisungen getroffenen Einschränkungen weitaus größer sind – siehe Speisewagen. Das Bund und Bahn zum Aus der rollenden Verpflegungsstationen unterschiedliche Angaben machen, passt ins Bild der Hinhalte- und Salamitaktik, die auch in diesem Fall falsch und unverständlich ist, weil nur Transparenz Vertrauen schaffen würde. Doch wer darauf hofft, wird regelmäßig enttäuscht. Denn wer die Antworten auf die Fragen der Grünen liest, gewinnt den Eindruck, dass das Thema Bahn und Bund dort vorbeigeht, wo die Prinzessin die Erbse spürt.