Das französische Atomkraftwerk Fessenheim soll abgeschaltet werden. Das ist insbesondere für Baden-Württemberg eine gute Nachricht, kommentiert StZ-Redakteur Reiner Ruf.

Stuttgart - Der von Präsident François Hollande für 2016 annoncierte Abschied vom Atommeiler Fessenheim ist sicher nicht das Fanal für einen wie auch immer konditionierten Rückzug Frankreichs aus der Hochrisikotechnologie Atomkraft – ganz im Gegenteil. Jetzt, da der stets eifersüchtig beäugte deutsche Nachbar auf dem Feld der Kerntechnik Boden preisgibt, sehen die wirtschaftlich angeschlagenen Franzosen die Chance zur Profilierung. Endlich wieder ein Feld, auf dem sie mit ihrer Ingenieurkunst glänzen und, wichtiger noch, weltweit Geschäfte machen können. Dass ein betagter und vergleichsweise pannenanfälliger Reaktor stillgelegt wird, ist da fast schon folgerichtig.

 

Die Gefahren, Probleme und Folgen der Atomkraft werden in Deutschland anders, vielleicht realistischer eingeschätzt. Zumal für Baden-Württemberg das Aus für Fessenheim eine gute Nachricht ist, weil das Land bei einer Freisetzung von Radioaktivität aufgrund der Windverhältnisse mit großer Wahrscheinlichkeit direkt und schwerwiegend betroffen wäre. Für die Anti-Atom-Bewegung ist die Ankündigung des französischen Staatspräsidenten trotz mancher Zweifel an deren Haltbarkeit ein Erfolg. Es lohnt sich halt doch, die Dinge selbst in die Hand zu nehmen. Ganz ohne Protestgeklapper wäre das AKW Fessenheim wohl noch länger am Netz.