DFB-Chef Wolfgang Niersbach geht auf Distanz zu Fifa-Chef Joseph Blatter, aber das reicht längst nicht mehr. Warum fordert er nicht endlich den Rücktritt des Funktionärs, fragt sich StZ-Redakteur Joachim Klumpp.

Sport: Joachim Klumpp (ump)

Frankfurt - Der Anlass hatte etwas Symbolisches. Bei der Jahrestagung der Schiedsrichter, der Gralshüter auf dem Rasen, hat sich DFB-Präsident Wolfgang Niersbach erstmals zu den Vorfällen bei der Fifa geäußert – und über das Ausmaß der Korruptionsaffäre schockiert gezeigt. Natürlich distanziert sich der Deutsche Fußball-Bund davon, was auch sonst.

 

Dass solche Vorwürfe jahrelang zumindest als Verdacht (wenn nicht sogar mehr) wie ein Damoklesschwert über dem Weltfußball schwebten, hatte man beim DFB wohl nonchalant verdrängt, was Niersbach jetzt mit „man kann mich ruhig als naiv einstufen“ umschrieb. Vielleicht nicht zuletzt deshalb, weil es immer mal wieder Gerüchte (wenn nicht sogar mehr) gab, auch bei der Vergabe für die WM in Deutschland – Stichwort Sommermärchen – mit am Ende gerade einer Stimme Vorsprung sei nicht alles mit rechten Dingen zugegangen.

Warum keine Rücktrittsforderung

In dieses Horn stößt nun der Fifa-Präsident Joseph Blatter, gewissermaßen als Replik auf die Kritik aus dem Nachbarland. Fast grotesk mutet es dann an, wenn auch er im Rückblick auf die Umstände der WM-Vergabe 2006 sagt: „Vielleicht war ich da zu naiv.“ Blatter und Niersbach – ein naiver Haufen. Jedenfalls verzichtete der Deutsche auf eine Rücktrittsforderung an Blatter. Aus Sicht des sonst so mächtigen DFB stellt sich die Frage: Warum eigentlich?