Das Land hinkt hinterher. Allen Vorbehalten zum Trotz gilt allgemein die Ganztagsschule als das staatliche Mittel, die Chancengerechtigkeit zu befördern, analysiert StZ-Redakteurin Renate Allgöwer.
Stuttgart - Es ist schon richtig, was die Kritiker sagen. Der Erkenntnisgewinn aus der neuen Bertelsmann-Studie zur Chancengerechtigkeit und Leistungsfähigkeit der Schulsysteme ist überschaubar. Die Ergebnisse sind nicht besonders überraschend, eher ernüchternd, denn sie belegen, dass mehr als zehn Jahre nach der ersten Pisa-Studie das Elternhaus nach wie vor darüber entscheidet, ob ein Kind in der Schule gute Leistungen erzielt oder nicht. Es ist, als habe sich auf diesem zentralen Problemfeld nichts verändert.
Das gleiche gilt für die Themen Inklusion und Ganztagsbetrieb. Seit Jahren wird gefordert, mehr Kinder mit Behinderungen in die Regelschulen aufzunehmen und die Ganztagsschulen auszubauen. Man kann im Bildungswesen keine schlagartigen Verbesserungen erwarten. Aber für Baden-Württemberg ist es ärgerlich, dass sich hier nicht nur kein Fortschritt, sondern sogar ein Rückschritt zeigt. Die neue Landesregierung wendet zu Recht ein, die Zahlen seien alt. Inzwischen gehe es beim Ganztagsschulbereich schrittweise voran. Dennoch hinkt das Land hinterher. Allen Vorbehalten zum Trotz gilt allgemein die Ganztagsschule als das staatliche Mittel, die Chancengerechtigkeit zu befördern. Das kostet, aber wer sich mehr soziale Gerechtigkeit auf die Fahnen schreibt, muss entsprechende Prioritäten setzen.