Der Fall Hansi Müller zeigt in einer selten erlebten Deutlichkeit, dass beim VfB die einen oft hü sagen – und die anderen hott verstehen, findet der StZ-Redakteur Thomas Haid.

Stuttgart - Gerhard Mayer-Vorfelder hat schon vor vielen Jahren gesagt, dass nicht jeder frühere Profi, der zu seiner aktiven Zeit den Ball kunstvoll ins Netz schlenzen konnte, später auch einen brauchbaren Funktionär abgibt. Dabei hatte der alte VfB-Präsident zu dieser Zeit tatsächlich bereits Hansi Müller im Auge – und wenn es noch eines Beweises für die Richtigkeit der These bedurfte, hat ihn der Ex-Nationalspieler jetzt eindrucksvoll geliefert. Mit seinem Vorpreschen in der Trainerfrage hat Müller ein übles taktisches Foul begangen und sich darüber hinaus vereinsschädigend verhalten. Was daraus folgt, müssen die Gremien beim VfB entscheiden.

 

Unabhängig davon zeigt dieses Beispiel in einer selten erlebten Deutlichkeit, dass die Probleme beim VfB oft hausgemacht sind – woran sich unter dem neuen Präsidenten Bernd Wahler und dem neuen Aufsichtsratschef Joachim Schmidt nichts geändert hat. Nicht einmal in dieser für die Mannschaft so prekären Situation schafft es die Clubführung, die eigenen Reihen geschlossen zu halten und die eigenen Leute auf eine gemeinsame Sprachregelung einzuschwören. Stattdessen wirft sich der VfB regelmäßig selbst Knüppel zwischen die Beine. Was ist das für ein Zeichen?

Antwort: der Trainer Alexander Zorniger kann sich auf jeden Fall schon freuen, wenn er demnächst zu einem Verein kommt, bei dem die einen hü sagen und die anderen hott verstehen. Dadurch haben auch viele Fans das Vertrauen in die handelnden Personen verloren. Und Aktionen wie jene von Hansi Müller tragen ihr übriges zu dieser Entfremdung bei. Der VfB belegt nicht nur sportlich den letzten Platz in der Liga. Er liegt auch in Sachen professionelles Management und Außendarstellung weit hinten. So könnte das Bild vom Chaosclub entstehen – ein Chaos, das gerade Müller angerichtet hat. Nicht nur für Mayer-Vorfelder ist das keine Überraschung.