Stuttgart ist mit Hausärzten noch vergleichsweise komfortabel versorgt. Aber auch in der Landeshauptstadt müssen sich die Patienten auf Veränderungen einstellen. Ein Kommentar von Nicole Höfle.

Stuttgart - In dem kleinen Ort Büsum an der Nordsee ist die Gemeinde dabei, die erste kommunale Arztpraxis in Deutschland zu eröffnen. Die Verantwortlichen sehen darin die einzige Chance, genügend Hausärzte für den Kurort zu gewinnen. Angeboten werden Medizinern ein Angestelltenverhältnis und feste Arbeitszeiten. In Thüringen haben Krankenkassen und Ärzteschaft ein Subventionsprogramm aufgelegt, um Hausärzte in ländliche Regionen zu locken. Aus dem gleichen Grund gibt es auch in Bayern und Baden-Württemberg bereits Unterstützung für Landärzte.

 

Der Blick über den Stadtrand hinaus zeigt also vor allem eines: die Stuttgarter Situation ist vergleichsweise komfortabel. Noch ist die Landeshauptstadt mit Hausärzten gut versorgt, auch wenn sich erste Engpässe am Stadtrand zeigen.

Hausärztliche Versorgung verschlechtert sich

Auf lange Sicht aber müssen sich auch die Stuttgarter auf Verschlechterungen in der hausärztlichen Versorgung einstellen, weil selbst in Großstädten der Nachwuchs fehlt. Und wer den Beruf heute ergreift, hat andere Vorstellungen als der Hausarzt alten Schlags. An den medizinischen Fakultäten sind Frauen längst in der Mehrzahl, und mit der steigenden Zahl der Ärztinnen ändert sich auch das Berufsbild. Der männliche Hausarzt im Dauereinsatz gehört der Vergangenheit an. Der Hausarzt als Einzelkämpfer in der eigenen Praxis bald auch.

Für die Patienten heißt das, sie müssen sich auf längere Wege einstellen, weil es langfristig weniger Arztpraxen im Stadtgebiet geben wird. Und sie werden sich an größere Praxen gewöhnen müssen, weil sich die verbleibenden Allgemeinmediziner viel stärker noch als heute zu Gemeinschaften und Versorgungszentren zusammenschließen werden. Die Patienten werden dann nicht mehr nur von dem einen vertrauten Hausarzt behandelt werden, sondern von dem oder der gerade Diensthabenden. Die Versorgung wird weiter gut sein – aber sie wird unpersönlicher.