Neue Siedlungspläne der Israelis belasten die direkten Gespräche mit den Palästinensern, kommentiert StZ-Korrespondentin Inge Günther.
Jerusalem - Man kann sich des Eindrucks nicht erwehren: das Tempo, in dem Israel neue Siedlungsbauten auf den Weg bringt, wirkt wie eine gezielte Provokation. Zumindest kommt die Sache so bei den Palästinensern an. Gegen große Bedenken in den Reihen der PLO hat Präsident Mahmud Abbas in Friedensgespräche mit den Israelis eingewilligt, ohne auf einen Siedlungsstopp zu bestehen. Im Nachhinein wird ihm das als Fehler angekreidet. Zwar lässt Israel jetzt 26 Gefangene frei, aber die Freude der Palästinenser wird schnell verpufft sein, wenn auf ihrem beanspruchten Staatsgebiet sich die israelischen Siedler immer weiter ausbreiten.
Auch wenn die jüngsten Bauvorhaben sich auf die Siedlerblöcke im Westjordanland und Ostjerusalem beschränken, die in Verhandlungen wahrscheinlich Israel zugeschlagen werden – ausgemachte Sache ist das nicht. Vielmehr lässt es am ehrlichen Verhandlungswillen von Benjamin Netanjahu zweifeln. Sicher, Israels Premier steht unter dem Druck der Nationalrechten. Einige in seinem Kabinett setzen darauf, dass die Palästinenser nun empört die Gespräche platzen lassen. Abbas tut gut daran, sich von den Gegnern einer Zweistaatenlösung nicht beirren zu lassen. Auch Netanjahu wird mit ihnen nicht vorankommen. Die Gespräche fangen endlich an, aber sie stehen unter keinem guten Stern.